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Wir segeln über die Biskaya oder unser erster großer Hochseetörn

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Nach unseren sehr positiven Erfahrungen, bezüglich der drei Nachtfahrten, die wir zwischen Vlissingen und Cameret-sur-Mer erlebt haben, waren wir vor dem Start unserer Biskayaüberquerung eigentlich sehr entspannt. Der Wetterbericht sagte für die nächsten Tage konstant raumen Wind von 14-18 Knoten aus 290-320 Grad vorher und dazu erträgliche Temperaturen tagsüber um die 20°, nachts um die 14° Grad und keinerlei Niederschläge. Da ich auf dem Törn zwischen Cherbourg und Camaret sûr Mer sogar unter Deck mit der Nähmaschine Kleidchen umgenäht hatte, habe ich den Tipp unserer Freundin Ulrike von der Dawn, für alle drei Tage vor zu kochen, etwas lächelnd ab getan. Schließlich brauchte ich doch was zu tun in diesen ganzen Stunden und Tagen auf der Biscaya und da dachte ich, kochen wäre eine gute Idee. Hätte ich gewusst, dass ich am zweiten Morgen nicht mal Bock hatte Kaffee zu kochen, obwohl wir total übermüdet waren, geschweige denn etwas anderes, weil alles so unerwartet ätzend war, hätte ich ihren Rat ziemlich sicher befolgt. So haben wir drei Tage lang kalten Nudelsalat gegessen. Gut, dass ich mal wieder zu viel gemacht hatte… Aber ihr kennt das ja, hinterher ist man immer klüger und wie uns die liebe Inge von der Malwieder sagte: Besser immer auf Windstärke acht vorbereiten und sich darüber freuen wenn es weniger wird. Nicht dass wir acht Windstärken gehabt hätten, nein, es waren nur 4-5 und die kam auch immer aus der gleichen Richtung. Die Windfahne hat perfekt alles „alleine“ gesteuert und das AIS hat brav gesagt, wenn irgendwer in der Nähe war, der unseren Weg hätte kreuzen können. Alles lief eigentlich super. Das Problem waren die Wellen. Unser Kurs war nicht so achterlich wie wir es im Vorfeld gedacht hatten, sondern am Wind, so dass unser Boot permanent Schräglage hatte und die kurzen Windwellen aus West sich mit der bis zu 2m hohen, langgezogenen Atlantikwelle (mit der wir bis dahin noch keine Erfahrungen gemacht hatten) aus Nordwest unangenehm überlagerte. Durch dieses permanente von „links nach schräg“ von vorne nach hinten Gewackel, hat man intuitiv die ganze Zeit gegen diese Bewegung gearbeitet und Körper und Geist kamen nie wirklich zur Ruhe. Das hat leider sowohl Schlafen als auch sonst irgendwas an Bord zu tun, nahezu unmöglich gemacht. Wir waren nicht seekrank, uns war zwischendrin vielleicht mal kodderich, dann wir haben sofort Medikamente genommen, es war eigentlich alles nicht wirklich schlimm, aber über die Zeit sehr kräftezehrend und der Schlafmangel tat dann den Rest dazu. Wir haben alles versucht wir haben alle Kojen ausprobiert, wir haben gerade gelegen, quer, schräg, wir haben Matratzen auf den Fußboden neben die Maststütze gelegt, nichts hat wirklich geholfen. An Schlaf, in den 4 Stunden Freiwache die wir abwechselnd hatten, war nicht zu denken.

Aber jetzt genug „gejammert“! Das Gute ist, dass man schnell vergisst, wenn man das ganze dann erfolgreich hinter sich gebracht hat. Wir haben ja auch Schönes unterwegs erlebt. Wir haben wieder Delfine gesehen und sogar Wale, zumindest den Blas und die Rückenflosse von weitem. Wir hatten wunderschöne, tröstliche Sonnenaufgänge und Untergänge und den Mond, der uns jede Nacht ein Stück begleitet hat. Wir hatten diese „Ruhe“ auf dem Wasser, die wir so lieben, nur wir und das Meer, soweit das Auge reicht, und dann dieses unglaubliche Gefühl zu realisieren, dass das Wasser unter einem grade fast 5000 Meter tief ist. Und dann natürlich diese erleichterte und glücklich Gefühl, wenn man endlich Land sieht und kurz darauf stolz in den Hafen eines „neuen“ Landes einläuft.

Für uns war dieser Törn alles in allem eine sehr wichtige und positive Erfahrung, wir haben aus unseren „Fehlern“ gelernt, wissen nun auch besser, was wir uns selber zumuten können und was wir auf den nächsten längeren Törns alles besser machen werden.

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