Winterquartier in Puerto Sherry

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Das vergangene Jahr Teil 2

Wann genau wissen wir nicht mehr, aber irgendwann bekommt man mit, dass die Crews aus der Lossegler Community sich nach und nach mit dem Gedanken beschäftigen: Wo wollen wir den Winter verbringen? Also mussten auch wir uns zwangsläufig mit unserer „Zwangspause“ beschäftigten, denn der Winter in Spanien ist zum Ankern zu ungemütlich, ausserdem wollten wir von November bis März nach Düsseldorf. Zusätzlich machten wir uns Gedanken über verschiedene Veränderungen und Ergänzungen an unserer Tosimotu und beschäftigten uns mit der Frage, wo können wir diese zuverlässig und mit einer Topqualität ausführen lassen können. Wichtig für uns war natürlich auch, wo unsere Tosimotu in der Zeit unserer Abwesenheit gut behütet sei. Kurzum, wir suchten das für uns perfekte Winterquartier. Gar nicht so einfach dachten wir erst, doch wie meistens, liegt das Gute so nah, denn unsere lieben Freunde Ulrike und Pierre von der SY Dawn erzählten uns eines Abends von ihren Plänen, den Winter in Puerto Sherry bei Cádiz zu verbringen und überzeugten uns ebenfalls dort hin zu gehen. Die Entscheidung stellt sich als goldrichtig heraus, zum einen, weil niemand, nicht mal wir selbst uns in der langen Zeit unserer Abwesenheit so liebevoll und gewissenhaft um unser Böötchen gekümmert hätten, wie Ulrike und Pierre dies getan haben und zum anderen, weil die Abende und Ausflüge die wir vier zusammen erlebt haben für immer unvergessen bleiben werden!!! Von Bekannten, hatten wir den Tip für einen guten und zuverlässigen Segelmacher vor Ort bekommen, denn unsere Kuchenbude löste sich auf, eine neue sollte her. Ebenso machten sie uns bekannt mit dem im Hafen ansässigen Jaime Terrades Vital, von www.nautter.com. Er wurde für uns in der gesamten Zeit der zuverlässige Ansprechpartner der alle unsere Gewerke beaufsichtigte. Jederzeit hilfsbereit und freundlich hat er sich all unseren Fragen angenommen und stand uns fachlich kompetent und ideenreich zur Seite. Jaime hat eine Selden Vertretung und Kontakt zu einem Edelstahlbauer. Unsere beiden Rollfockanlagen litten unter erheblichen Verschleißerscheinungen und sollten Neu. Unser Strommanagement sollte erweitert werden. Dazu hatten wir entschieden uns einen Geräteträger bauen zu lassen, der sollte neben weiteren Solarpanels auch mit Davids bestückt werden, um das Dinghy transportieren zu können, den bestehenden Windgenerator integrieren und weitere Anbauteile tragen. Dies alles sollte nach unseren Ideen und Wünschen hergestellt werden. Die Gespräche führten zu weiteren Ideen und unsere Wünsche orientierten sich an dem technisch Möglichen. Die Aufträge wurden vergeben und wir machten das Schiff winterfest, was man sich in Südspanien am Atlantik so als Winter vorstellt, insbesondere gegen mögliche Stürme. Ende November flogen wir aus dem warmen Puerto Sherry ins frostige Corona-Düsseldorf. Das Wohl unserer Tosimotu lag jetzt in den gewissenhaften Händen von Ulrike und Pierre und die Gewerke lagen in der zuverlässigen Hand von Jaime. Das alles gab uns ein gutes Gefühl mit dem wir uns entspannt unseren Familien und Aufgaben in Deutschland widmen konnten. Trotzdem waren wir überglücklich nach einem viel zu nassen, kalten und langen Winter in Düsseldorf am 25.03.22 endlich zurück ins frühsommerliche Puerto Sherry fliegen zu dürfen. Dort erwartete uns sowohl Sonnenschein und über 20 Grad und wir tauschten umgehend die winterliche Kleidung gegen kurze Hose und T-Shirt, als auch Ulrike und Pierre mit Essen und Getränken auf der Dawn.

Wir hatten den Frühling überflogen. Vier weitere Wochen sollten allerdings noch vergehen, bis wir abfahrtbereit zu neuen Zielen im Mittelmeer waren. Die Rollreffanlagen waren innerhalb weniger Stunden montiert. Aber wie das so ist es kommt eines zum anderen. So musste von der Kutterfock noch das Vorliek verändert werden. Das neue Segel, welches wir uns noch vor Abfahrt in Brouwershaven bei www.hansesails.nl hatten fertigen lassen, war auf die alte Anlage angepasst. Der Duchmesser war zu groß und es musste ein neuer Kedder eingenäht werden. Der Segelmacher benötigte noch Zeit und die genaue Anpassung der Einzelteile der neuen Sprayhood und Kuchenbude wurde unter unserer in Augenscheinnahme vorgenommen und noch weitere individuelle Anpassungswünsche wie größere Fenster, konnten auch verwirklicht werden. 

Es kam der  Tag, an dem zum ersten Mal der Geräteträger in seiner voraussichtlichen Form angepasst werden sollte. Mit einer gehörigen Portion Anspannung aber auch Aufgeregtheit begann der Tag mit der Verlegung unserer Tosimotu an einen Steg, von dem aus das Bauteil aufs Schiff gesetzt werden konnte. Angespannt waren wir, ob alles so passte wie Monate vorher besprochen und ausgemessen worden war. Aufgeregt, wegen der baulichen Veränderung und ob die Gesamtoptik nicht unsere Tosimotu zum Nachteil verändern würde. Aber was soll ich sagen, Jaime und der Edelstahlbauer hatten ganze Arbeit geleistet. Der Träger passte, die Optik gefiel uns ausgesprochen gut und es passte sich ins Gesamtbild ein. Jetzt hatten wir ein richtiges Langfahrerboot. Die weiteren Details wurden final besprochen und der Geräteträger ging zur Fertigstellung noch einmal in der Werkstatt.

Mit all den positiven Erlebnissen und Eindrücken nahmen wir uns ein paar Tage Auszeit. Wir wollten Sevilla und Cádiz erkunden, Cádiz und wenn wir schon einen Mietwagen hatten, sollte auch ein Großeinkauf getätigt werden. Die Woche vor Ostern  war genau die Richtige dafür. Wir erlebten Sevilla in Vorbereitung auf die wichtigste Festivität im Jahr: Die Karwoche. Die Stadt wurde herausgeputzt und geschmückt mit roten Fahnen und Teppichen, tausende von Stühlen wurden aufgestellt, damit die Gäste den aufwendig gestalteten Prozessionen folgen konnten und überall in der Stadt herrsche eine große Betriebsamkeit. Die Karwoche ist in Sevilla und vielen anderen Städten Andalusien ein katholisches Fest mit einer Tradition über hunderte von Jahren. Wir wurden mitgerissen von einem feien Duft aus Weihrauch der die gesamte Stadt durchwehten. Das schon sommerliche Sevilla mit seiner Kathedrale und der Giralda, dem Königspalast Alcázar und seinen Gärten und den Plaza de España mit samt seinem Park und der schönen Uferpromenade entlang des Flusses Guadalquivir hat uns unglaublich gut gefallen.

Eine Prozession die von Bruderschaften und Büßergruppen gestaltet wird haben wir dann in Cádiz erlebt. Mit den Prozessionen wird an die Passion und den Tod Jesu erinnert. Wir spürten wie die Leidenschaft der gestaltenden Gruppen sich auf uns und auf die Zuschauer in den prachtvoll geschmückten Straßen übertrug. Das Zusammentreffen der Heiligenfiguren und der Zuschauer führt zu einer Stille die nur unterbrochen wir von den rasselnden Ketten an den Fußgelenken der Büßer und dem klopfenden Taktgeber der den Rythmus der durch die Straßen wandernden Prozession angibt. Für uns unvergessliche Tage und Erlebnisse.

Ohne ein Erlebnis wollten wir aber unser Winterquartier nicht verlassen. Wie die Überschrift schon sagte waren wir in einem Hafen im Sherry Gebiet von Spanien. Ein Besuch in einer Sherrymanufaktur und eine Sherryprobe war ein Muss. Gemeinsam mit Ulrike und Pierre wurden wir eingeweiht in der Geheimnisse der Sherryherstellung und unsere Geschmacksnerven wurden anschließend einer intensiven Sherryverkostung unterzogen bei der jeder von uns einen anderen Favoriten für sich entdeckte. Natürlich wurde im Anschluss auch die eine oder andere Flasche gebunkert.

Es kam der Tag an dem unser neuer Geräteräger zur Endmontage an unserer Tosimotu bereit stand. Kurzfristig war für zwei Tage ein Krantermin und Standplatz in der Werft organisiert. Der Edelstahlbauer bat darum, nicht auf einem sich bewegenden Schiff die finale Befestigung vornehmen zu müssen. Und auch die Montage der festen Seereling wäre so einfacher. Wir nutzen die Gelegenheit und reinigten unser Unterwasserschiff, und feierten uns für die Entscheidung, im letzten Jahr soviel Geld, Schweiss und Tränen ins Coppercoat investiert zu haben, denn der grüne Flaum am Rumpf war nach zehn Minuten Kärchern komplett weg. Kein hartnäckiger Belag, kein Müschelchen haftete an unserer Tosimotu.

Nach dem alle Schweißarbeiten erfolgreich erledig waren und unser Böötchen wieder schwamm, musste natürlich die ganze Elektrik für die Solarpanele, den Windgenerator und alle Antennen von uns noch verlegt und angeschlossen werden. Nach unzähligen „Abschieds-Abenden“ mit den Dawns, weil wir uns irgendwie nicht trennen konnten, haben wir am 24.04.2022 nach genau 161 Tagen dann doch endgültig Puerto Sherry verlassen mit Kurs auf Gibraltar und das Mittelmeer.

 

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Das vergangene Jahr Teil 1

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Von A Coruña bis Puerto Sherry

Ein Jahr ist es her, …… 😏

…dass wir hier das letzte Mal etwas geschrieben haben. Schande über uns!!! Wir waren zu faul oder zu beschäftigt, vielleicht zu abgelenkt oder überfordert und unstrukturiert, jedoch auf jeden Fall sehr gefesselt und beeindruckt von unserem neuen Leben. Dies nur als kleine Entschuldigung dafür, dass wir uns keine Zeit für unseren Blog genommen haben und so lange nichts von uns haben lesen lassen. Wir haben, wie ihr euch sicher denken könnt, unglaublich viel erlebt, Neues kennengelernt, dazu gelernt, bleibende Eindrücke und hoffentlich ebensolche Freunde gewonnen, so viel, dass wir Wochen bräuchten, um einen detaillierten Rückblick zu verfassen, sofern wir den überhaupt noch hin bekämen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, euch über das vergangene Jahr nur eine kleine Zusammenfassung in vier Kapiteln zu geben, um dann hoffentlich regelmässig Zeit und Lust zu haben, euch an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Hier also…

Das vergangene Jahr   Teil 1:

Nach unserer anstrengenden Überfahrt über die Biskaya, haben wir vom 28.07.2021 an, in der hübschen, lebhaften Stadt A Coruña erst mal vier Tage durchgeatmet und uns von den kulinarischen Köstlichkeiten Spaniens verwöhnen lassen.

Es folgten mehrere Wochen an der landschaftlich wirklich unfassbar bezaubernden Galizischen Küste. Wunderschöne Landschaften, traumhafte Strände und einzigartige Orte prägten diesen reizvollen Reiseabschnitt.

Wir erreichten am 07.08.2021 das „Ende der Welt“, das Cap Finistere, wo auf beeindruckende Weise die Gewalten der Natur sichtbar werden, wo der Nordatlantik auf eine zerklüftete, steile, felsige Küste trifft. Dieses Kap erwanderten wir uns sogar auf einem kleinen, verlängerten Abschnitt des Jacobsweges.

Die abwechslungsreiche Küste Galiziens ist geprägt durch seine Rias, die fiordähnlichen, tief ins Binnenland ziehenden Flussmündungen, durch feine, endlose Sandstrände und der schroffen Steilküste, die immer wieder von hügeligen, weich geschwungenen Abschnitten unterbrochen wird, und wo selbst im Hochsommer alles grünt und blüht.

Wir liebten auf unserer Reise durch Galizien vor allem die saftige grün-bunten Landschafen, die skurrilen, „kleinen Kirchen“, die den Leuten in Galizien als Getreide- und Vorratspeicher gedient haben und die romantischen Stunden in einsamen Buchten mit Glitzersand und erfrischen kaltem, türkisfarbenen Wasser.

Am 22.08.2021 reisten wir auf dem Wasserweg nach Portugal ein. Dort haben wir um nur die Highlights zu nennen, das wunderschöne, urige Porto, mit seinem morbiden Charme lieben gelernt, das entzückende und lebhafte Nazaré mit seiner pittoresken Seilbahn nach Sitio, der traumhaften Oberstadt Nazarés mit seinem Surfermuseum kennengelernt und in Lissabon bereits vom Tejo aus, fast alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der beeindruckenden Stadt präsentiert bekommen.

Wir haben viel Zeit im schönen Cascais verbracht, dem Nobelstrandort der reichen Lissaboner, weil unser Ersatz-Kartenplotter nicht geliefert wurde, und haben natürlich ausgiebig die beeindruckende Küste der Algarve mit ihren faszinierenden roten Steilküsten, riesigen natürlichen Felsbögen und Höhlen mit dem Dinghy inspiziert.

Wir haben den berüchtigten portugiesischen Nebel kennen und die berühmten Sardinen vom Grill lieben gelernt. Von Lagos aus ging es für einen mehrtägigen Badestopp in die idyllische Lagune an der Ilha da Culatra, wo es von den Temperaturen her endlich Sommer wurde, so dass man den ganzen Tag in der Badehose rum laufen konnte und auch das schwimmen im Atlantik ohne Frostbeulen Spaß machte.

Im Anschluss schipperte uns unser Schiffchen am 22.10.2021 durch Gibraltar, auf einen kurzen Abstecher ins Mittelmeer, natürlich immer hoch engagiert und voller Hoffnung ein leckeres Abendessen für uns zu fangen, bisher aber leider ohne Erfolg. Dort verbrachten wir zwei sehr schöne und harmonische Wochen mit meinen Eltern in und um Marbella, unter anderem im wirklich sehenswerten Ronda.

Am 05.11.2021 sind wir dann mit einem lohnenswerten Tankstopp in Gibraltar, zurück in den Atlantik, in unser Winterlager nach Puerto Sherry bei Cádiz gesegelt. Genau vier Monaten nach unserem Start am 10.07.2021 in Den Osse, endete somit die erste grosse Etappe unseres neuen Lebens auf unserer Tosimotu.

Wahnsinn, was man alles erlebt, wenn man sich traut eingefahrene Wege zu verlassen. Und gerade rückblickend motiviert uns das Erlebte, auch dann nicht an unserem neuen Leben zu zweifeln, wenn es zwischendurch mal nicht so rund läuft. Wir sind sehr Dankbar für alles, was wir erleben durften und fühlen uns in manchen Momenten von wirklich gutem Karma umgeben, im Besonderen sicher jedes mal dann, wenn wir wieder das unbeschreibliche und selig machende Schauspiel erleben durften, dass eine Gruppen von Delfinen uns auserwählte, um uns und unsere Tosimotu auf dem Atlantik ein Stück zu begleiteten.

Sundowner am Strand von Louro
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Wir segeln über die Biskaya oder unser erster großer Hochseetörn

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Nach unseren sehr positiven Erfahrungen, bezüglich der drei Nachtfahrten, die wir zwischen Vlissingen und Cameret-sur-Mer erlebt haben, waren wir vor dem Start unserer Biskayaüberquerung eigentlich sehr entspannt. Der Wetterbericht sagte für die nächsten Tage konstant raumen Wind von 14-18 Knoten aus 290-320 Grad vorher und dazu erträgliche Temperaturen tagsüber um die 20°, nachts um die 14° Grad und keinerlei Niederschläge. Da ich auf dem Törn zwischen Cherbourg und Camaret sûr Mer sogar unter Deck mit der Nähmaschine Kleidchen umgenäht hatte, habe ich den Tipp unserer Freundin Ulrike von der Dawn, für alle drei Tage vor zu kochen, etwas lächelnd ab getan. Schließlich brauchte ich doch was zu tun in diesen ganzen Stunden und Tagen auf der Biscaya und da dachte ich, kochen wäre eine gute Idee. Hätte ich gewusst, dass ich am zweiten Morgen nicht mal Bock hatte Kaffee zu kochen, obwohl wir total übermüdet waren, geschweige denn etwas anderes, weil alles so unerwartet ätzend war, hätte ich ihren Rat ziemlich sicher befolgt. So haben wir drei Tage lang kalten Nudelsalat gegessen. Gut, dass ich mal wieder zu viel gemacht hatte… Aber ihr kennt das ja, hinterher ist man immer klüger und wie uns die liebe Inge von der Malwieder sagte: Besser immer auf Windstärke acht vorbereiten und sich darüber freuen wenn es weniger wird. Nicht dass wir acht Windstärken gehabt hätten, nein, es waren nur 4-5 und die kam auch immer aus der gleichen Richtung. Die Windfahne hat perfekt alles „alleine“ gesteuert und das AIS hat brav gesagt, wenn irgendwer in der Nähe war, der unseren Weg hätte kreuzen können. Alles lief eigentlich super. Das Problem waren die Wellen. Unser Kurs war nicht so achterlich wie wir es im Vorfeld gedacht hatten, sondern am Wind, so dass unser Boot permanent Schräglage hatte und die kurzen Windwellen aus West sich mit der bis zu 2m hohen, langgezogenen Atlantikwelle (mit der wir bis dahin noch keine Erfahrungen gemacht hatten) aus Nordwest unangenehm überlagerte. Durch dieses permanente von „links nach schräg“ von vorne nach hinten Gewackel, hat man intuitiv die ganze Zeit gegen diese Bewegung gearbeitet und Körper und Geist kamen nie wirklich zur Ruhe. Das hat leider sowohl Schlafen als auch sonst irgendwas an Bord zu tun, nahezu unmöglich gemacht. Wir waren nicht seekrank, uns war zwischendrin vielleicht mal kodderich, dann wir haben sofort Medikamente genommen, es war eigentlich alles nicht wirklich schlimm, aber über die Zeit sehr kräftezehrend und der Schlafmangel tat dann den Rest dazu. Wir haben alles versucht wir haben alle Kojen ausprobiert, wir haben gerade gelegen, quer, schräg, wir haben Matratzen auf den Fußboden neben die Maststütze gelegt, nichts hat wirklich geholfen. An Schlaf, in den 4 Stunden Freiwache die wir abwechselnd hatten, war nicht zu denken.

Aber jetzt genug „gejammert“! Das Gute ist, dass man schnell vergisst, wenn man das ganze dann erfolgreich hinter sich gebracht hat. Wir haben ja auch Schönes unterwegs erlebt. Wir haben wieder Delfine gesehen und sogar Wale, zumindest den Blas und die Rückenflosse von weitem. Wir hatten wunderschöne, tröstliche Sonnenaufgänge und Untergänge und den Mond, der uns jede Nacht ein Stück begleitet hat. Wir hatten diese „Ruhe“ auf dem Wasser, die wir so lieben, nur wir und das Meer, soweit das Auge reicht, und dann dieses unglaubliche Gefühl zu realisieren, dass das Wasser unter einem grade fast 5000 Meter tief ist. Und dann natürlich diese erleichterte und glücklich Gefühl, wenn man endlich Land sieht und kurz darauf stolz in den Hafen eines „neuen“ Landes einläuft.

Für uns war dieser Törn alles in allem eine sehr wichtige und positive Erfahrung, wir haben aus unseren „Fehlern“ gelernt, wissen nun auch besser, was wir uns selber zumuten können und was wir auf den nächsten längeren Törns alles besser machen werden.

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Zwei lange Etappen zu Beginn

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Vlissingen – Cherbourg – Camaret sur Mer

Direkt zu Anfang hatten wir uns viel vorgenommen. Unser Ziel war es, so schnell wie verantwortungsvoll möglich, durch den Englischen Kanal Richtung Westen und dann links ab über die Biskaya nach Galizien zu kommen. Das Schiff war fit, einzig wir zwei wussten nicht, ob das für den Anfang die richtige Entscheidung war. Waren wir doch die letzten zwei Jahre keine langen Etappen mehr gesegelt und letztes Jahr hatten wir unsere Tosimotu mehr bewohnt als gesegelt. Doch es stellte sich schon in den ersten Stunden nach dem Ablegen in Vlissingen heraus, dass es genau das war, was wir vermisst hatten. Das es das war, was wir wollten und wo wir uns wohl bei fühlen. Das Gefühl auf dem Wasser zu sein und unsere Tosimotu wird vorwärts bewegt durch den Wind in den Segeln und das Rauschen der Wellen ist Musik in unseren Ohren. Wir freuten uns also auf die vor uns liegenden 248sm bis Cherbourg.

Der Gezeitenstrom entlang der Küste Richtung Oostende half kräftig mit bei der Fahrt Richtung Westen. Natürlich kommt nach sechs Stunden dann für sechs Stunden die Ernüchterung die heißt Gegenstrom. Aber unser Plan sah vor, die engste Stelle des Ärmelkanals, zwischen Calais und Dover mit dem Richtung Westen laufenden Tiedenstrom zu passieren. Unterstützt wurden wir durch ein stabiles Hochdruckgebiet über Großbritannien welches uns einen stetigen Ostwind bescherte.

Die Nächte erlebten wir unter sternklarem Himmel. Ein Himmel in seiner Klarheit, wie wir ihn bisher nur auf dem Wasser, fern ab von jeglichem Licht, erlebt hatten. Lediglich am Horizont zogen die großen Ozeanriesen, teilweise hell erleuchtet, ihres Weges.

Das Rauschen der Wellen die das Schiff umspülen kommt uns Nachts noch viel intensiver vor. Das mag daran liegen, dass man die Wellen nicht seiht, sondern nur hört. Man verschmilzt mit der Natur, nimmt Empfindungen viel deutlicher wahr.

Für Mitte Juli hatten wir uns auf warme Sommernächte gefreut und dementsprechend unsere wärmende, wind- und wasserabweisende Segelbekleidung verstaut. Der Meteorologe würde in seiner Wettervorhersage erzählen: „die Nächte sind für diese Jahreszeit zu kühl“. So erlebten wir die Nächte auch, kühl und vor allen Dingen feucht.

Irgendwann des Nachts fängt es an zu tropfen. Ein Blick in den sternenklaren Himmeln offenbart jedoch, das kann kein Regen sein. Nein es tropft kontinuierlich aus den Segeln. Und stehen die Segel mal back und blähen sich dann mit einem Schlag wieder unter dem Druck des Windes auf kommt von oben auch schon mal ein Schauer. Also verkriecht sich der Wachgehende in eine Wind und Wasser geschützte Ecke oder wie wir es machen, segeln einfach mit Kuchenbude.

Unser Tagesablauf wird bestimmt durch den Rhythmus der Gezeiten, Tag und Nacht, Wache gehen, Navigationsinstrumente regelmäßig beobachten und Logbucheinträgen. Auf unserem Stop in Cherbourg trafen wir uns mit unseren „alten Bekannten“ Margot und Axel von der Max II und lernten Frank von der Invidia und Peter und Angela von der Mizar kennen und verbrachten mit allen schöne, gesellige Stunden bei sommerlichen Temperaturen.

Nach drei Tagen ging es wieder weiter gen Westen. Das 176sm entfernte Camaret sur Mer wartete auf uns. Die Bedingungen waren ähnlich der ersten Etappe und so lief alles seinen gewohnten Gang. Und dann erlebst Du etwas, auf das Du Dich Jahre gefreut hast und denkst du bis gut vorbereitet. Ich sitze früh morgens im Cockpit, eine weitere Nacht liegt hinter uns und die Morgensonne vertreibt die Kälte und Feuchtigkeit aus meinen Gliedern. Susi hat Freiwache und schläft.

Gedankenverloren, soll ich mir jetzt schon einen frischen wärmenden Kaffee aufbrühen oder doch erst später, nehme meine Ohren ein leichtes Schlagen und Blasen neben dem Schiff wahr. Plötzlich hellwach, ob der ungewohnten Geräusche, traue ich meinen Augen nicht. Da sind sie, Delfine. Eine ganze Gruppe dieser verspielte, friedlichen, eleganten und schnellen Tiere hatten sich unsere Tosimotu zum spielen ausgesucht. Susi war schnell geweckt und an Schlaf nicht mehr zu denken. Zu aufgeregt waren wir. Die erste Begegnung, sie sprangen, drehten sich, zeigten uns ihren Bauch, spielte mit den Wellen um unseren Bug und tauchten unter uns durch. Unsere Bootsgeschwindigkeit mit zu schwimmen erschien für sie spielerisch möglich. Mit ein paar Schlägen ihrer Schwanzflosse waren sie uns enteilt, ließen sich zurück fallen, um dann wieder mit neuem Anlauf in unserer Bugwelle zu spielen. Wir konnten uns nicht satt sehen und fanden kaum Worte unsere Gefühle auszudrücken. So leise sie gekommen waren, so leise schwammen sie mit ihren stromlinienförmigen Körpern ihren eigenen Weg, nach einer viertel Stunde. Wir blieben zurück, hingen diesen magischen Momenten nach und die Zeit verstrich.

Die Nächten Tage waren wieder stärker geprägt von menschlichen Begegnungen. 😉 Aber nicht weniger schön. Bei unserem Stop in Camaret sur Mer trafen wir Angelika und Ludger von der Papillion, Frank von der Invidia und Ulrike und Pierre von der Dawn. Besucht wurden wir noch von meiner ältesten Tochter Swantje und ihrer Freundin Tamara, die auf dem Rückweg von ihrer dreimonatigen Wohnmobilreise durch Frankreich, Spanien und Portugal waren. Zwei wundervolle Tage verbrachten wir zusammen, ehe sich unsere Wege wieder trennten.

Nicht aus den Augen verloren wir in diesen Tagen natürlich die Wetterentwicklung über der Biskaya. Warteten wir doch auf ein günstiges Wetterfenster für einen dreitägige Offshoretörn über die Biskaya nach A Coruna, unser nächstes Etappenziel in Spanien.

Davon und von den Erlebnissen und Eindrücken dieser für Langzeitsegler wichtigen „Generalprobe“ gibt es dann im nächsten Blogbericht.

 

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1. kommt es anders und 2. als man denkt

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Nach vielen Monaten melden wir uns zurück auf unserem Blog. Es hat sich in dieser Zeit, vermutlich nicht nur bei uns, viel Unvorhergesehenes ereignet. Corona hat die Welt seit März diesen Jahres erschreckend einschneidend verändert. Das wurde in den letzten Monaten nicht nur vielen Seglern bewusst. Die Vorstellung, die Krise auf einem Segelboot auszusitzen ist nicht so einfach wie man es sich vielleicht vorstellt. Unbeschwertes Reisen durch die Welt ist plötzlich nicht mehr möglich. Viele mussten ihre Pläne ändern und auch uns wurde schon früh bewusst, dass wir unsere Pläne überdenken müssen. Somit haben wir als einzig sinnvolle Konsequenz unsere Umzugspläne über Bord geworfen und uns entschieden, nicht auf unsere ToSiMotu zu ziehen, sondern in unserem Haus wohnen zu bleiben. Wir werden mit unserem Boot reisen und das auch Richtung Süden, werden uns aber vorerst auf das Mittelmeer beschränken. So bleiben wir flexibler und können je nach Situation abwägen wie lange wir wo verweilen. Uns beruhigt es sehr, in diesen ungewissen Zeiten unsere Reisen jeder Zeit abbrechen zu können und zu wissen, wohin wir zurück können. Zu erwähnen wäre an dieser Stelle vielleicht noch, dass auch unseren Eltern und unseren Kinder diese Entscheidung, unseren Anker in Düsseldorf zu lassen, sehr entgegen kommt.

An unserem ursprünglichen Plan, Anfang Juli 2021 zu starten, halten wir erst mal fest, allerdings werden wir nur einen längeren Törn machen und dann die kalte Jahreszeit in Düsseldorf sein. Geplant ist es von Zeeland erst einmal zu den Kanalinseln zu segeln, dann über die Biskaya vorbei an der portugiesischen Küste, der Algarve und durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer. Mal schauen wie weit wir wirklich kommen. Die täglichen Meldungen über die Ausbreitung des Virus und die möglichen Einreisebeschränkungen und Grenzschließungen werden wir stets aufmerksam verfolgen. Aber wir sind zuversichtlich, mit dem von uns nun neugeschaffenen, entspannteren Plan eine für uns zufrieden stellende Alternative zum Umzug auf´s Boot geschaffen zu haben.

Wir hoffen, dass ihr alle gut durch die Krise kommt, bleibt fair und solidarisch und bleibt vor allen Dingen gesund. Wir denken positiv, denkt auch ihr so und haltet euch an die Regeln.

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Besucherwochen auf der ToSiMotu

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673 Tage bis zum Umzug auf´s Schiff

Nach der Ruderinstandsetzung und wunderschönen Sommertagen in den Schären und in der Stadt Kalmar, den Häfen Simrishamn und Abbekas mussten wir Strecke machen damit wir am 5. August pünktlich in Kopenhagen in der Wilderplats Marina mitten in der Innenstadt ankamen um tags darauf Thomas jüngste Tochter Livke in Empfang zu nehmen. Livke wollte die nächsten 5 Tage mit uns verbringen. Nach einem ausgiebigen nach- Geburtstagsfrühstück mit vielen Leckereien für Livke ging es auf eine Stadttour durch Kopenhagen. Kopenhagen eine wunderschöne, bunte, voller Lebensfreude ausstrahlende junge Stadt, begeisterte uns vom ersten Augenblick. Wenig Autoverkehr, dafür umso mehr Leute unterwegs auf  Fahrrädern, viele bunte Häuser und verwinkelte Straßen, eine alt moderne Stadt in der sich das junge sommerliche Treiben  insbesondere auf den Plätzen an den Kanälen abspielte.

Die folgenden Tage hatten wir mit Livke viel Abwechselung. Über Skanör, ein Hafen mit einem wunderschönen Sandstrand direkt am Hafen gelegen, an der Südwestspitze von Schweden, ging es weiter über Malmö und zurück nach Koppenhagen. Empfehlen können wir für einen Besuch in Malmö die Dockan Marina. Eine in den letzten Jahren neu entstandene Marina in einem ehemaligen Trockendock gelegen, inmitten einer neu entwickelten modernen Hafencity. Von hier aus ist die Innenstadt Malmö fußläufig sehr gut zu erreichen. Wir selber sind auf diese Marina durch eine niederländische Reisebekanntschaft, die wir einige Tage zuvor kennen gelernt hatten, aufmerksam gemacht worden. Wir stellten zunehmend fest, das die Segelcommunity für uns umfangreicher wurde und funktionierte. Empfehlungen geben und Empfehlungen bekommen, Erfahrungen weitergeben und mit Erfahrungen anderer Segler versorgt zu werden, wie wunderbar ist die Gemeinschaft Gleichgesinnter. Livke nutze die Segeltörns selber zu steuern, was sie sichtlich genoss. Viel zu schnell ging die gemeinsame Zeit mit ihr vorbei und so stand für sie am Sonntag Abend der Heimflug an.

Für uns hieß das an dem Tag „fliegender Wechsel“ und neue Crewmitglieder an Bord zu begrüßen. Tanja und Catrin, Susi ´s Freundinnen, hatten sich angekündigt und wollten uns die folgenden neun Tage auf unserem Törn nach Cuxhaven begleiten. Leider gestaltete sich der Hochsommer streckenweise als Spätherbst, sodaß wir teilweise Törns bei bis zu 8 Windstärken und 3 Meter hohen Wellen machten, was sich für die Beiden anfangs durchaus als sehr „gewöhnungsbedürftig“ heraus stellte. Aber dank Superpepp Tabletten ereilte keinen der Crew das Allerschlimmste. Den Bikini hatten die Zwei vergebens eingepackt, dafür wurde alles was sich im Koffer befand übereinander angezogen um auf den teilweise 13 Stunden Törns dem kalten Wind und den immer wieder aufkommenden Regenschauern zu trotzen. Beide haben sich allen Wiedrigkeiten zum Trotz super geschlagen, alles tapfer ertragen und jeder hat erfolgreich seinen Teil zum Gelingen dieses Törnabschnitts beigetragen. So das wir zwar keinen sommerlichen aber dennoch kurzweiligen, gemeinsamen und schönen Törn hatten.

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Glück im Unglück

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699 Tage bis zum Umzug auf´s Schiff

Todesmutig stieg Thomas in seinem Neopren in die 20 Grad kalte Ostsee um unser Ruder abzutauchen. Es war Mittwoch, der 24.07.2019 09:44 Uhr, in einer Schärenbucht irgendwo im schwedischen Nirgendwo. Als er auftauchte schaute er mich schockiert an und sagte: „Du willst nicht wissen, was ich gerade gesehen habe…!!!“
Wir hatten schon zwei Tage vorher gemerkt, dass mit dem Ruder etwas nicht stimmte. Es war etwas schwergängig und fing irgendwann an zur Backbordseite hin leicht zu blockieren. Da wir keine Grundberührung hatten, was hier in den Schären, wegen der vielen Steine die oft kaum erkennbar, knapp unter der Wasseroberfläche liegen, gar nicht so selten vorkommt, vermuteten wir, dass sich ein Seil oder Ähnliches in der Ruderanlage verfangen hatte. Leider weit gefehlt. Unser Ruder war, wodurch auch immer, aus der unteren Aufhängung gehebelt worden und hing an der Rumpfbefestigung, ca. 15 cm nach Backbord verbogen, neben dem Kiel. Ach du Sch…..! Was jetzt???? Das Boot muss aus dem Wasser! Wo ist der nächste Hafen mit einem Kran der 13 Tonnenschiffe heben kann???? Wie weit können wir überhaupt mit dem kaputten Ruder noch fahren???? Lässt sich das reparieren???? Ist unsere Reise hier vielleicht schon zu Ende???? Mittelschwere Panik machte sich in uns breit. Sowohl auf unseren Seekarten, als auch in Google konnten wir keinen passenden Hafen finden. Arkösund wäre ca 15 sm weg gewesen aber es war für uns nicht herauszubekommen, ob der Kran der Ortsansässigen Werft auch Schiffe unseres Gewichtes kranen kann. Was also tun???? Auf gut Glück diese Strecke zurück fahren? Da hatte Thomas eine Idee. Kurzentschlossen paddelten wir mit dem Dingi rüber zu zwei schwedischen Booten, die mit uns in der Bucht lagen. Vielleicht kannten sie sich ja hier in der Gegend aus.
Thore von der „Ulla Margaretha“ hörte sich unsere Geschichte an, nickte und sagte: „In unserem Hafen gibt es eine Kran der das kann. Das ist keine 2 sm von hier. Wir brechen eh in etwa einer Stunde hier auf, dann könnt ihr hinter uns her fahren.“ Er gab uns die Handynummer des Werftbesitzers den wir sofort anriefen. Johan war zwar gerade im Urlaub aber für ihn kein Problem, er würde einem Kumpel Bescheid sagen, der könnte uns dann heute noch kranen. Wenn wir es nicht selbst reparieren könnten, wäre er allerdings erst am Samstag wieder da, um sich den Schaden anzugucken.
Wow, was für eine plötzliche Wendung. Heute noch kranen in einem 2 sm entfernten Hafen den es laut unseren Karten und laut Kartenplotter gar nicht gibt…?!?! Vielleicht können wir das Ruder ja tatsächlich selbst reparieren, wenn nicht, müssen wir halt bis Samstag oder falls Ersatzteile bestellt werden müssen, bis Anfang nächster Woche dort liegen, was natürlich unser Vorhaben, am 05.08. in Kopenhagen zu sein, um Thomas Tochter Livke an Bord zu nehmen gefährden könnte, aber mit kaputtem Ruder könnten wir ja auch nicht weiter… Wir sagten also unserem Bootsnachbarn, wie auch dem Werftbesitzer zu.
Eine Stunde später tuckerten wir der „Ulla Margaretha“ hinterher mit Echolot und angehaltenem Atem, denn laut aller unserer Karten fuhren wir auf ein Nichts zu, das in 1 Meter Wassertiefe lag. Plötzlich tauchten Fahrwassertonnen auf und kurz darauf konnte man Masten sehen. Unglaublich! Es gab diesen Hafen, der in keiner Karte steht tatsächlich. Und da stand wirklich ein Kran und auf dem Kran stand eine Tonnenschild mit einer wunderbar große n 16. Was für ein Glück!!! Wir riefen Johan an, der sofort seinen Kumpel schicken wollte. Kurz drauf kam noch Thore mit seiner Frau und fragte besorgt, ob wir genug zu essen und zu trinken hätten. Der nächste Ort und Supermarkt wäre 20 km weg und es gäbe hier draußen keinen Bus. Sie könnten uns gern was besorgen, gaben uns ihre Handynummer und sagten, wir könnten jeder Zeit anrufen, wenn was wäre… Sie wünschten uns viel Glück für die Reparatur. Unfassbar, diese Schweden…!!! ? Endlich kamen unsere Schnapsfläschchen zum Einsatz, die wir auf Anraten von unseren Freunden Sanni und Jens gekauft hatten und die, als „Dankeschön“ bei den von hoher Alkoholsteuer geplagten Schweden, allgemein sehr gut an kommen.
Kurz drauf kam Patrik. Der tiefenentspannte, junge Mann tüftelte nun fast zwei Stunden mit uns zusammen am Kran und am Boot herum. Er hob unsere Tosimotu mindestens 15 Mal ein Stück raus und wieder rein ins Wasser während wir die Tragegurte hin und her schoben, ein Stag nach dem anderen lösten, bis endlich alles passte und die 13 Tonnen sicher aus dem Wasser an Land auf den Bock gesetzt werden konnten. Puh, und das alles bei gefühlten 50 Grad im Schatten. Wir tranken mit Patrik noch ein wohlverdientes Bier und schenkten auch ihm zwei Dankeschön-Fläschchen, bevor er wieder zur Arbeit fuhr.
Ein kritischer Blick auf das verbogene Ruder ließ bei uns Hoffnung aufkeimen, es selbst reparieren zu können. Hohle Klopfgeräusche sagten uns, dass kein Wasser ins Ruder eingedrungen war und da auch die Ruderwelle nicht beschädigt zu sein schien, trauten wir uns das Ruderblatt ganz vorsichtig, um keinen weiteren Schaden an der verbogenen Aufhängung zu provozieren, Stück für Stück wieder zurück zu biegen. Wir hoben von innen den Koker an, und setzten das Ruder wieder auf den Metalbolzen, von dem es runtergesprungen war. Plötzlich klopfte es von außen an den Rumpf. Ein anderer Kumpel von Johan hatte gehört, wir hätten Probleme mit dem Ruder und er war vorbei gekommen um zu gucken, ob wir Hilfe bräuchten. Dieser Freund fand dann auch den Ablass der Fettleitung der Stopfbuchse, um das Ruder wieder runter zu lassen, damit es nicht wieder von dem Bolzen springen kann. Natürlich wollte er kein Geld, er sein nur so vorbei gekommen um uns zu helfen… Ich sagte glaube ich schon: Unglaublich, diese Schweden…?!!! Nachdem wir auch ihm mit unseren Flüssiggeschenkchen eine Freude machen konnten, riefen wir wieder bei Kran-Patrik an, der versprach, in etwa einer Stunde zu kommen, um uns wieder ins Wasser zu lassen. Wir kontrollierten von innen und außen genau ob nirgendwo Wasser eindringt, aber alles war dicht. Einen kurzen Schreckmoment gab es allerdings noch, als sich der Kran plötzlich nicht weiter in Richtung Wasser drehen wollte, weil sich ein Zahnrad verklemmt hatte. Thomas und Patrik konnten aber Gott sei Dank durch kräftiges Ziehen an den Festmachen, wodurch sie den Kran und unser Boot per Muskelkraft drehten, die Blockade wieder lösen. Der Rest des Zuwasserlassens ging dann super schnell! Als wir nach der Bezahlung fragten, sagte Patrik, dass Johan uns die Rechnung mailen würde, wir sollten nur unsere Mailadresse da lassen…!?!? In Deutschland wäre sowas kaum denkbar. Hier in Schweden hingegen wird Vertrauen gross geschrieben und scheinbar selten missbraucht.

Um 19:15, nicht mal 10 Stunden nach unserer schockierenden Feststellung vom Morgen, ließen wir, geschafft aber glücklich und unendlich erleichtert darüber, soviel Glück im Unglück gehabt zu haben, den Anker in der Nähe unserer Ankerbucht vom Morgen fallen. Wir waren noch immer ganz geflashed von so viel Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und entspannter Gelassenheit die uns heute wie selbstverständlich von all diesen tollen Menschen aus Schweden entgegen gebracht wurde. Vielen Dank nochmal an Euch alle aus dem „Secret-Habour“ mit dem Namen Björnö!!!

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Stockholmer Schären-Liebe

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699 Tage bis zum Umzug auf´s Schiff

Wie versprochen gibt es hier nochmal ein Schären-Special.
Schwedische Eiszeit-Überbleibsel in ihrer schönsten Form finden sich für unseren Geschmack tatsächlich im Umkreis von ca 40 sm in der Nord-Ost/Süd-Ost Ausdehnung, vorgelagert vor Stockholm. Dieser Mix aus schroffen, kahlen, bemoosten Felsen, manche bewachsen mit flachen Sträuchern, Gräsern und Wildblumen, wieder Andere mit Kiefern oder Laubbäumen oder beiden, mal wie ein Dickicht, mal nur Einzelne Bäumchen. Man sieht kleinste Inselchen nicht größer als unser Schiff, mittlere Inseln mit und ohne diesen süßen Schwedenhäuschen, perfekt im Detail abgestimmt aufs obligatorische Saunahäuschen, da sind 20 Meter hohe und dann wieder ganz flache Inseln mit schwarzen, hellen oder rötlichen Steinen, teilweise so groß wie ein Blauwalrücken. Die Steine sind so wunderbar sanft abgerundet und trotz ihrer kargen Gestalt nie bedrohlich, immer einladend zu einer Sitzpause mit ihrer Weichheit und der Wärme die sie über den Tag gespeichert haben. Am meisten geliebt haben wir die Buchten, die wir für uns allein hatten. Geankert wird hier in Schweden eh wenig, die meisten Einheimischen legen lieber an den Schären selbst an. Gut für uns. Diese Idylle und dieses Gefühl diese wunderschöne Natur ganz allein für uns zu haben war wunderbar. Am Ankerplatz mit dem Dingi die Inseln zu erkunden und immer wieder von Neuem überrascht und angetan zu sein von dieser kargen Schönheit, nach einem heißen Tag im kühlen, klaren Wasser zu baden, Abends die Sonnenuntergänge zu genießen, einer schöner als der andere, morgens als erstes von Bord zu springen um sich den Schlaf aus den Augen zu waschen…., HERRLICH!!! Genau das was wir uns erhofft hatten, besser sogar!!! Es ist allerdings zu bemerken, dass das Baden erst seit zwei Wochen möglich. Jetzt haben wir gut 21 Grad Wassertemperatur, davor war es wegen des recht unbeständigen Wetters teilweise nur 14 Grad. Dafür wird die Wasserqualität der Ostsee durch die Wärme schlechter. Von Tag zu Tag nehmen die Algen zu, die tun zwar nix aber schränken trotzdem die Lust aufs Baden ein, trotzdem haben wir bisher immer ein schönes Plätzchen zum plantschen gefunden.
Wir können nur sagen, schaut euch die Bilder an, die sprechen für sich, wenn euch das so anspricht wie uns, dann fahrt in die Stockholmer Schären. Und wenn ihr keine 3 Monate Zeit habt, chartert Euch für zwei Wochen ein Boot ab Stockholm. Ihr werdet es lieben!!!!

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Stockholm

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708 Tage bis zum Umzug auf´s Schiff

Auf unserer Reise sollte natürlich ein ausgedehnter Besuch Stockholms nicht fehlen. Außerdem wollten wir hier meine Tochter Luisa in Empfang nehmen, die aus Düsseldorf geflogen kam, um unsere Crew für fünf Tage zu verstärken. Bereits zwei Wochen vor unserer Ankunft in Stockholm hatten wir sehr unkompliziert über die Hafenreservierungsplattform Dockspot im Wasahafen vorreserviert. Dies stellte sich als nur geringfügig teurer aber als sehr komfortabel heraus, was die Sicherheit betraf, im Zentrum des überlaufenen Stockholms einen Liegeplatz zu bekommen und die schojenfreie Lage im Wasahamnen selbst.
Die südöstliche Einfahrt nach Stockholm ist wirklich Eindrucksvoll. Durch immer enger werdende Fahrwasser (teilweise kann nur jeweils ein Schiff die Enge passieren) fährt man entlang einer immer dichter werdenden Bebauung. Zur Rechten und zur Linken liegen Unmengen wunderschöner (Schweden-) Häuser teilweise hoch oben auf den Schären, verbunden über ellenlange, gewundene Treppen mit ihren privaten Bootsanlegern, der Badeplattform und dem obligatorischen Saunahäuschen. Circa sechs Seemeilen vor dem Zentrum Stockholms werden die Wasserstraßen wieder breiter und es gesellen sich neben den Sportbooten auch Ausflugsschiffe, Fähren und Kreuzfahrtriesen hinzu. Kurz vor der Einfahrt in den Wasahafen öffnet sich der Blick auf die Stockholmer Innenstadt mit ihrer Fülle von imposanten und bestens restaurierten Prachtbauten die diese Stadt am Wasser so eindrucksvoll machen. Der Zentral gelegene aber trotzdem überraschend ruhige Wasahamnen liegt auf der Insel Djurgården, direkt am Vasamuseum, dem Freizeitpark Gröna Lund und dem ABBA Museum. Zu der berühmten Altstadtinsel Gamla Stan und zur Haupteinkaufsstraße Drottninggatan läuft man ca. 25 Minuten. Die Stadt ist im Sommer, allein schon wegen der vielen Kreuzfahrtschiffbesucher sehr überlaufen. Trotzdem kann man sich dem pompösen Flair dieser Stadt nicht entziehen und wir raten jedem, der in diese Gegend kommt, unbedingt einen Abstecher hierhin zu unternehmen.
Wir waren trotzdem nicht traurig als es nach drei Tagen wieder hinaus in die Natur und die leider nicht mehr ganz so leicht zu findende Einsamkeit der Schären ging. Das guten Sommerwetter hatte mittlerweile auch den letzten schwedischen Sportbootbesitzer auf´s Wasser gelockt. Da wir aber eh lieber ankern, als an den Schären direkt mit Heckanker und Landleine fest zu machen, wie es gut 90% der Schweden am liebsten tun, finden wir auch in den volleren Buchten immer noch ein ruhiges Plätzchen. Aber dazu mehr im nächsten Eintrag.

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