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Mittsommer in Schweden

736 Tage bis zum Umzug auf´s Schiff

Mittsommer in Schweden! Die Mythen und Geschichten zu diesem Fest kannten wir bisher nur rudimentär. Jetzt, wo wir also endlich in Schweden angekommen waren und die neuen Batterien zuverlässig Strom lieferten, wollten wir natürlich das wichtigste Fest der Schweden, sogar wichtiger als Weihnachten, ausgiebig mitfeiern. Blumenkränze flechten, singen und mit den fröhlichen Schweden ausgelassen um den „Maibaum“ tanzen, Kötbullar und Sild essen und mit jedem Einzelnen freundschaftlich mit Schnaps auf „Mitsommar“ anstoßen….. So, oder zumindest so ähnlich hatten wir uns das ausgemalt. Dummer Weise hatten wir uns um einen Tag vertan… Es gibt nämlich Mittsommertag und Mittsommerabend… Der Mittsommertag ist jedes Jahr an dem Samstag der dem 21.06. am nächsten liegt und ein Feiertag an dem die Schweden, schenkt man bösen Zungen Glauben, wohl vor allem ausnüchtern. Das eigentliche Fest, so wie wir es erleben wollten, findet allerdings am Freitag davor, ab Mittags statt. Da waren wir hingegen gerade noch unterwegs vom Batteriewechsel in Kalmar nach Sandvik auf Öland. Als wir dann gegen 16 Uhr im Hafen von Sandvik festgemacht hatten, war der offiziell Teil schon längst vorbei und die Familien und Grüppchen zerstreuten sich in alle Richtungen, um im kleinen Kreis am Strand, am Camper, auf dem Boot oder im Garten unter sich weiter zu feiern. Hm…, dann halt nicht…, Schnaps können wir schließlich auch allein trinken und lustige Schweden werden wir sicher ein Andermal noch kennen lernen. Wir hatten trotzdem einen schönen Mittsommerabend in Schweden, ich hab mir mein Blümchenkleid angezogen, dann haben wir einen Spaziergang durch das süße, kleine Örtchen gemacht, ich habe mir auf dem Weg 7 Wildblumen gepflückt (muss man in der Mittsommernacht unter das Kopfkissen legen, dann träumt frau von ihrem Traumprinz, hat geklappt… 😉 ) und im Anschluss haben wir es uns mit allerlei Leckerchen, die wir in unseren Schapps gefunden hatten, in der Sonne im Cockpit gemütlich gemacht. Gott sei Dank hatten uns unsere Freunde Franca und Marco zum Abschied „Das kleine schwedische Schnapsliederbuch“ geschenkt. So konnten wir auch noch ein paar Trinklieder dazu trällern.

Apropos 7 Wildblumen. Ich komme ja von der Grenze Rheinland/Ruhrgebiet und wohne relativ ländlich. Ich habe mich in den letzten Jahren gewundert wo unsere Insekten und Vögel geblieben sind. Jetzt weiss ich es. Die sind in Schweden und ich kann das gut verstehen. Es gibt hier an JEDER Ecke Wildblumen aller Art und Couleur. Wunderschön anzusehen, sehr beliebt für Insekten und eben diese wieder sehr lecker für Vögel. Vielleicht sind die Schweden nicht so „ordentlich“ wie die Deutschen aber ihr Ökosystem findet das „Unkraut“ am Wegesrand und in den Gärten und öffentlichen Plätzen scheinbar ganz cool. Sollten wir mal drüber nachdenken wenn wir wieder den Fugenauskratzer oder gar das Bayer-Zeugs aus der Garage holen…

Nach diesem, anders als erwarteten aber trotzdem schönen Mittsommerabend, entschlossen wir uns am Mittag, Sandvik gen Norden zu verlassen, um Byxelkrok anzulaufen. Ein, mit vor allem grossen Motorbooten gefüllter Hafen erwartete uns. Wir suchten uns ein letztes Plätzchen an einer Heckmooring, um den Ort zu erkunden und evtl ein nettes Restaurant für den Abend zu finden. Im Hafenhandbuch hatten wir gelesen, dass dieser Ort etwas touristischer ist als Sandvik. Nach einem Spaziergang durch den belebten Hafen entlang an Restaurants, die allerdings bei Weitem nicht mit der Idylle unseres Cockpits konkurrieren konnten, fanden wir dann doch noch, etwas abseits vom Hafen, ein Hotel-Restaurant mit einer wunderschönen Meerblichk-Terrasse und typischem Mitsommer-Buffet. Also hatten wir doch noch ein wenig Schweden-Tradition mitnehmen können… Am nächsten Morgen, nach einem etwas hampeligen Ablegemanöver, weil der Wind so blöd von der Seite kam, bei dem wir aber trotzdem unser Gesicht vor den dumm guckenden Motorbootfahrern mit ihren Bugstrahlrudern wahren konnten, segelten wir die knapp 10 sm in die Naturbucht von Grankullaviken, ganz an der Nordspitze Ölands. Mit uns verbrachten dort nur drei Boote die Nacht vor Anker. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, endlich unser Digi aufzupumpen, denn der erste Landgang von einem Ankerplatz aus stand bevor. An Land offenbarte sich uns ein total verfallener, alter Fähr- und Sportschiffahrtsanleger und jede Menge Wohnmobile. Aber auch eine wunderhübsche, naturbelassene Landschaft, mit einer grossen Vogelwelt.

Nach einer sehr ruhigen Nacht vor Anker, entschieden wir am nächsten Morgen beim Frühstück, mit einem weinenden Auge, auf Grund der, für die nächsten Tage angesagten Nordostwindlage, Gotland  von unserem Törnplan zu streichen. Dafür sollte es nun doch schon vorher in die Schären gehen. Wir planten für den Anfang einen 4 Stunden Trip in die Schären im nördlichen Kalmarsund und hatten uns mit Hilfe, des sehr zu empfehlenden Hamnguide, eine schnuckelige Ankerbucht, in hoffentlich purer Natur und Einsamkeit, ausgesucht. Bei der Einfahrt in die ersten Schären wurden unsere Erwartungen nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Eine wunderbare, neue Welt offenbarte sich uns mit jedem Meter, den wir tiefer in den Schärengürtel vorstießen. Meter für Meter tasteten wir uns im Schneckentempo, mit Seekarte und Plotter über die Untiefen, stets das Echolot genau im Auge. Aber alles lief perfekt. Sowohl die elektrische, als ich die Papierseekarte und natürlich der super Hamnguide 7 sind sehr genau! Unsere Ankerbucht war ein Volltreffer! Zu beiden Ufern blieben vielleicht noch 20 Meter Platz. Wir hatten wirklich das Gefühl, dass wir, seit dem Schmelzen der Gletscher vor Millionen von Jahren, die ersten Menschen sind, die hier hin kommen. Verrückt. Paddelnder Weise ging es an Land, um diese „neue Welt“ zu erkunden, um kurz nach dem Anlegen fest zu stellen, dass nach 10 Metern Laufen, kein Durchkommen mehr durch das Dickicht aus Büschen und Sträuchern war. Also auf zur nächsten Anlegemöglichkeit für unser Schlauchboot. Der zweite Versuch war dann von Erfolg gekrönt. Wir erklommen die skurrilen, runden, moosbewachsenen Felsen und hatten eine Traumblick über unsern kleinen Schärengarten. Wir waren selig! Thomas hatte später vom Schiff aus, natürlich seinen riesen Spaß, in dieser Kulisse ein paar Flüge mit seiner Drohne zu fliegen und hat wirklich eindrucksvolle Filme gemacht.

Die schwedischen Ostschären! Da wollten wir hin und da waren wir nun also angekommen und was soll ich sagen, es hätte uns wirklich nicht besser antreffen können. Alles richtig gemacht, scheinbar… 🙂 Wir sind gespannt wie es weiter geht, ihr hoffentlich auch. 😉

4 Gedanken zu „Mittsommer in Schweden

  1. Spektakuläre Gegend – und Gratulation zu Eurem ersten großen Ziel :o)
    Ein klein wenig schade mit dem Mittsommarfest – aber wie man sieht, habt ihr ja das Beste daraus gemacht.

    Ist Gotland eine Option für den Rückweg??

    Liebe Grüße, auch an den Traumprinzen =)

    1. Gotland ist keine Option, geplant ist durch die Schärenwelt der schwedischen Ostküste südwärts zu segeln und anschließend dänische Südsee.

  2. Ihr Lieben,
    was ist das SCHÖÖÖÖN!!! Mir gehen langsam die Superlative aus, wenn ich eure Fotos sehe. Das ist wie aus einem ganz wunderbaren Bildband über die schönsten Fleckchen auf der Erde. Die Fotos sind so gut, dass sie tatsächlich dieses zauberhafte Flair der Orte wiederspiegeln, die ihr da ersegelt. Und als alte Brotbäckerin bin ich einfach begeistert von den Kreationen, die da unter „Segelbedingungen“ entworfen und gebacken werden. Überwältigend!!!!! Mast und Schotbruch weiterhin für Euch (so sagt man doch, oder? Nicht, dass ich Euch jetzt versehentlich irgendeine Pest an den Hals gewünscht habe:)
    Ich bleibe mit dem größten Vergnügen weiter bei euch.
    Alles Liebe von Eurer Birgit

    1. Liebe Birgit,
      schön, dass Du so eine große Freude an unseren Fotos hast, dann macht es noch mehr Spaß sie zu schießen.
      Mast und Schotbruch ist perfekt, genauso sagt man. Schön, wenn Du bei uns bleibst!
      Alles Liebe Susi und Thomas

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