741 Tage bis zum Umzug auf´s Schiff
In Rønne wurden wir morgens von der strahlenden Sonne geweckt, die unsere Kabine durch die Luken mit ihren wärmenden Strahlen und hellem Licht durchflutete. Ein erster Kaffee im sonnigen Cockpit ließ unsern Tag gut beginnen. Den Vormittag hatten wir uns frei gehalten da wir uns den Ort anschauen und im Supermarkt unsere frischen Lebensmittel auffüllen wollten. Abseits des quirligen Lebens auf dem Marktplatz war Rønne fast menschenleer. Man merkt, dass wir noch in der Vorsaison unterwegs sind. Auch die Häfen sind bisher noch recht leer. Rønne machte auf uns den Eindruck noch ein wenig verschlafen zu sein. Unter einem strahlend blauen Himmel zeigte sich Rønne mit seinen vielen bunten Häusern von seiner besten Seite. Hinter jeder Straßenecke änderte sich das harmonische Farbbild der Häuser mit ihren unzähligen Stockrosen davor und wir konnten uns gar nicht satt sehen an dieser fröhlichen Farbpracht. Leider waren wir vor der Blütezeit der Stockrosen vor Ort, sonst wäre der Anblick der Schwedenhäuschen vermutlich noch schöner gewesen. Nachdem wir voller Eindrücke und voller Einkaufstüten an Bord zurück waren und unseren Einkauf verräumt hatten, legten wir ab und setzten die Segel. Wir wollten um die Nordspitze von Bornholm nach Gudhjem auf die Ostseite von Borhholm.
Da, wenn man 3 Monate zur Verfügung hat, Zeit irgendwie keine wirklich wichtige Rolle mehr spielt und wir nicht zu einem festen Zeitpunkt im Hafen sein mussten, geschweige denn wollten, ließen wir uns trotz wenig Wind aber aus der perfekten Richtung von unserer Tosimotu ganz langsam nach Gudhjem segeln. Hier kam gleichzeitig mit uns noch ein historischer Frachtsegler, ohne Motorisierung, aus den Niederlanden an. Dieser brachte für die Einheimischen eine große Ladung Wein für ihr Mittsommerfest mit. Dementsprechend freudig und überschwänglich wurde er empfangen nach dem die bestimmt 25 Meter lange Nordlys unter großem Hallo in den kleinen Hafen von Gudhjem geschleppt wurde. Wir hatten den Eindruck, der ganze Ort war am Hafen versammelt um die Ankömmlinge zu begrüßen. Es wurde zur Feier des Tages gesungen und musiziert. Vor einem Restaurant am Hafen wurde auf einem großen Platz eine lange Tafel aufgebaut, um die Weinlieferanten (eine Crew, bestehend aus ca. 10 jungen Männern und Frauen zwischen 20 und 30, wie Bootsnachbarn meinten, ein Sozialprojekt) mit einem Festmahl zu empfangen. Für uns neigte sich nach einem ausführlichen Spaziergang und einem mal wieder unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang der Tag dem Ende.
Am nächsten Tag wollten wir nur zu einem kurzen Schlag ablegen. Die Erbseninseln lagen auf unserer Route und sollten von uns nach 10 Seemeilen und dreistündiger Fahrt erreicht werden. Die Erbseninseln sind die östlichsten Inseln Dänemarks. Nach dem großen Bornholm eine so kleine Insel ohne Sraße, ohne motorbetriebene Fahrzeuge zu erleben wird sicher spannend. Lediglich mit zwei kleinen elektroberiebenen Raupenfahrzeugen wird hier auf den zwei kleinen Inselchen der notwendige Transport der ankommenden Güter über Stock und Stein organisiert. Auf diesen beiden mit wenigen Einwohnern bewohnten Inseln, die nur über eine kleine Fußgängerbrücke miteinander verbunden sind, bekommt der Begriff „das Leben entschleunigen“ noch mal eine andere Bedeutung. Ein ausgiebiger Rundgang über Inseln ließen bei uns begeisterte Eindrücke, wunderschöne Bilder, aufgenommen mit den Augen und der Kamera zurück. Wir konnten uns an dem wunderschönen Flecke Erde gar nicht satt sehen. Den Abend ließen wir dann mit Stefan und Matthias ausklingen. Die beiden Berliner hatten wir Tage zuvor schon getroffen, wir waren uns auf der Fahrt über die weite Ostsee nach Rønne begegnet und hatten auch schon in Gudhjem zusammen im Hafen gelegen. Ein kurzweiliger und sehr lustiger Abend neigte sich mit der fast wieder aufgehenden Sonne dem Ende.
Wir wollten am nächsten Tag nach Utklippan und hatten 45 Seemeilen vor uns. Nach einer kurzen Nacht, legten wir um 10 Uhr ab. Geplant hatten wir mit neun Stunden Segeltörn und es entwickelte sich ein erneuter perfekter Segeltag. Bei halbem Wind und später Amwindkurs erreichten wir gegen halb sieben eine weitere, noch viel kleinere Insel, die der Südost schwedischen Küste vorgelagert ist. Hier empfing uns der Hafenmeister mit den Worten „Schön, dass ihr da seid!“ in perfektem Deutsch. Es entwickelte sich ein ausführliches Gespräch mit Geschichten zu der Insel aber vor allen Dingen seiner eigenen Person. Klar wollten wir wissen was und warum es ihn auf solch eine einsame Insel verschlagen hat. Er sei eigentlich Renter und lebe mit seiner Frau in Spanien. Jedoch vermisste er in Spanien sehnsüchtig die schwedischen Sommer, welche ihm in Spanien eigentlich auch viel zu heiß sind. Und so wie es der Zufall will, besuchte er vor einigen Jahren seine Freunde, die auf einer der Schären bei Karlskrona ein Haus gekauft hatten und dabei kam zur Sprache, dass die Insel Utklippan derzeit unbewohnt sei und für die Sommermonate ein Hafenmeister gesucht würde. Kurzentschlossen und nach Beratung mit seiner Frau sind die beiden dann mit ihren Hunden auf die Insel gezogen. Dort bewirtschaften sie jetzt im Sommer den Hafen und auf der Südinsel betreiben die Beiden ein Café. Dort werden die Gäste bei frisch gebrühtem Kaffee, selbstgebackenem schwedischem Butterkuchen und auch gerne einem Gintonic begrüßt. Der kleine Hafen liegt auf der Nordinsel und ist mit der Südinsel nicht verbunden. Erreichbar ist das Café mit einem von drei Ruderbooten, die zur freien Verfügung stehen, gerne darf dort auch der Leuchtturm besichtigt werden.
Für uns ging es am nächsten Morgen weiter nach Norden, zu der nächsten Insel, nach Öland. 45 Seemeilen lagen vor uns bis nach Mörbylånga. Hier war nur ein Zwischenstopp geplant der von Entfernung und Zeit passt, damit wir am 21.06 nach Sandvik im Norden Ölands segeln können. Denn dort wollen wir mit den Schweden Mittsommer feiern. Wir freuen uns schon sehr und sind gespannt auf dieses Fest, viel haben wir schon darüber gelesen und gehört.