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Was wir gemeinsam noch nie gemacht haben …

745 Tage bis zum Umzug auf´s Schiff 

…haben wir das erste mal am Dienstag den 12.06. gemacht. Wir haben uns auf einem fremden Schiff einen Platz gebucht. Als ob wir nicht schon genügend Schiff in den letzten zwei Wochen gefahren sind. Aber wir hatten keine Lust mit der Bahn nach Rostock, unserem heutigen Ausflugsziel zu fahren. Und da wir gern noch mehr sehen wollten als nur die Stadt, haben wir bei bestem Sommerwetter gleich die Bootstour mit der großen Hafenrundfahrt gebucht. So ging die Fahrt von Warnemünde aus mit viel Tourierklärung, aber sehr aufschlussreich, nach Rostock. Dort haben wir uns dann durch die Stadt treiben lassen, denn einen richtigen Plan, was wir uns anschauen wollten hatte wir nicht. Ein zweistündiger, entspannter Rundgang gewährte uns dann jedoch viele Eindrücke von dem bunten, lebendigen Stadtleben Rostocks. Wir hatten Glück, dass an diesem Tag kein Kreuzfahrtriese in Warnemünde festgemacht hatte und mehrere tausend Reisende die Stadt überfluteten. Rostock hat uns sehr gut gefallen mit seiner Mischung aus alten, traditionellen Bauten, die sehr schön und aufwendig restauriert wurden, und moderner Architektur. Das Wasser ist in der Stadt immer präsent, wir haben selten so viele Brunnen und Wasserspielplätze in einer Stadt gesehen. Zurück ging es dann wieder mit dem Boot und dem zweiten Teil der großen Hafenrundfahrt. Zum gelungenen Tagesabschluss gab es dann in Warnemünde noch ein Eis. Zum Glück waren wir noch pünktlich zurück auf unserer Tosimotu, bevor an dem Abend eine spektakuläre Gewitterfront über uns hinweg zog. Die Blitze gingen rings um uns herum nieder und erleuchteten den Hafen taghell. Es regnete sehr heftig. So heftig, dass die großen Wassertropfen, die auf unsere Kuchenbude fielen, sich durch den frisch imprägnierten Stoff durchdrückten. Also verkrochen wir uns ins Schiffsinnere und warteten ab, bis Stunden später dann der Regen nachließ. Zu unserer großen Verwunderung mussten wir feststellen, dass unser AC Landanschluß im Schiff ausgefallen war. Die erste Reaktion: Stromausfall im Hafen durch Blitzeinschlag. Bei einem Blick nach draußen zeigte sich jedoch der Steg erleuchtet und ein Blick auf den Sicherungskasten am Steg ließ auch keinen Ausfall feststellen . Bisher war es schon mal vorgekommen, dass die Überlastsicherung am Trenntrafo herausgesprungen war. Diese Ursache war dann immer schnell behoben. Jetzt zeigte sich jedoch, die Sicherung war nicht rausgesprungen, die Kontrollleuchte war am Trenntrafo aber erloschen. Zusätzlich war die Kontrollleuchte der Bordstromversorgung ebenfalls aus und die Eingangsleuchte am Trenntrafo war an. Jetzt war guter Rat teuer denn wir wollten am nächsten Tag nach Barhöft und dann weiter über Hiddensee nach Bornholm segeln. Aber ohne funktionierende Landstromversorgung? Wir stellten uns die Frage, ob wir diese Angelegenheit unterwegs regeln können. Die Antwort blieben wir uns allerdings erst mal schuldig und gingen in unsere Koje, denn wir hatten entschieden, dass wir am nächsten Morgen um 4 Uhr los wollten. Die Windvorhersage versprach West 3 – 4 Bft, gegen Mittag von Westen her abnehmend. Für uns eine ideale Konstellation für die rund 50 Sm, um um Darßer Ort herum, nach Barhöft zu segeln. Und das Thema defekter Landanschluß bzw. Trenntrafo konnten wir sicherlich auch unterwegs angehen und die notwendigen Telefonate dazu führen. Also ging es dann am Donnerstag, den 13.06. um vier Uhr los, dem Sonnenaufgang entgegen. Gefrühstücket wurde unterwegs, so wie wir es schon häufiger gemacht hatten wenn wir zu früher Morgenstunde abgelegt hatten. Der Tag verlief dann jedoch zu unserem Leidwesen anders als geplant und vorhergesagt. Es war nach der Gewitterfront vom Vorabend von dem angekündigten Wind nichts übrig geblieben. Lediglich eine unangenehme Dühnung begleitete uns und die Segel schlugen heftig in den Rollbewegungen des Schiffes. So blieb uns nichts Anderes übrig, als den Motor zu starten, die Segel wieder zu bergen und die Fahrt unter nicht segelerischen Bedingungen zu starten. Ausgehen sollte der Motor dann erst wieder rund neun Stunden später im Hafen Barhöft. Wir waren angekommen aber zufrieden waren wir nicht so richtig. Und in der Angelegenheit Trenntrafo waren wir auch nicht weiter gekommen. Wir hatten den ganzen Tag kein Handynetz (klar, wir waren ja auch in Deutschland unterwegs…) und so scheiterte jede Kontaktaufnahme und jeder Klärungsversuch zur Fehlerlokalisierung. Aber gut, das Ding läuft uns ja nicht weg, repariert sich zwar auch nicht von selbst aber ob heute oder morgen ist nicht entscheidend. An dieser Stelle wurde plötzlich eines klar: Wir sind angekommen! Wir sind entspannt, wir haben die Langsamkeit entdeckt und stellen gerade fest, dass uns so ein defektes Teil nicht aus der Ruhe bringt. Das wäre vor zwei Wochen noch ganz anders gewesen, da hätte sicherlich erst die Instandsetzung vor der Weiterfahrt gestanden.

Für den Nachmittag und Abend hatten wir uns mit unseren Freunden Doro und Götz in Barhöft verabredet. Geplant war, dass sie ebenfalls mit ihrem Schiff zu uns gesegelt kommen. Aber ihr defekter Kühlschrank, bzw. ein fehlendes Ersatzteil, hinderte sie an der Weiterfahrt. Ein funktionierender Kühlschrank ist, zumindest für jeden Segler den wir kennen, wegen des unbedingt einzunehmenden, eisgekühlten Anleger-Getränkes, überlebenswichtig.  So kamen sie kurz entschlossen mit dem Auto nach Barhöft, wo wir erst bei uns an Bord und später im Restaurant Seeblick, welches direkt am Hafen liegt, einen sehr lustigen Nachmittag und Abend verbrachten. Spät sind wir dann in unsere Kojen gefallen, nicht aber ohne uns vorher mit den Beiden noch für den übernächsten Tag in Kloster auf Hiddensee zu verabreden um dort unsere „tiefschürfenden Gespräche“ fortzusetzen.

Aber, ach ja, da war ja noch was, erinnerte ich mich Freitag Morgen an den den nicht funktionierenden Trenntrafo… Manchmal lassen sich allerdings, zunächst unüberwindbar scheinende Probleme, mit einigen e-Mails, Telefonaten und gemailten Bildern dann doch sehr zügig lösen. Mit Hilfe eines sehr kompetenten Mitarbeiters der Firma Philippi, war schnell geklärt, dass der Einschaltstrombegrenzer defekt war. (Tatsächlich, sowas haben wir…?!?) Dieser konnte jedoch leicht überbrückt und der Trenntrafo wieder eingebaut werden. Jetzt verichtet er wieder seine treuen Dienste und schützt unser Stahlschiff vor ungewollter galvanischer Korrosion. Eine neue Platine werden wir dann nach unserer Reise einsetzten.

Mittags machten wir uns dann auf den Weg nach Kloster auf Hiddensee. Ein herrlicher Sommer-Sonnentag begleitete uns. Nur mit Kutterfock ließen wir uns von dem ganz leichten Wind bei zwei Knoten Geschwindigeit durch die engen Fahrwasser zu unserem Ziel ziehen. Susi nahm während der Fahrt ihr erstes Bad im Meer für dieses Jahr. Das Gefühl von „Endlich Sommer“ konnte man sehr deutlich in ihrem Gesicht ablesen. Abends gab´s dann zur Abwechslung mal wieder ein Gewitter. Nach einer ausgiebigen Nachtruhe und einem späten Frühstück trafen dann erneut unsere Freunde ein. Sie waren morgens früh in Stralsund los gesegelt, um den Tag mit uns in Kloster zu verbringen. Auch sie haben Urlaub und könnten den Tag etwas langsamer und gemütlicher angehen. Extra für uns so früh aufstehen ist ihnen hoch anzurechnen. Ein wundervoller Tag auf der Insel Hiddensee klang dann Abends bei einem „Kapitänsabend“ in Hafen von Koster aus.  Unsere Kombüse bleib an dem Abend kalt denn bei Steak, Bratwurst, Bier, Live Musik und anschließender Disco (der Bürgermeister höchst persönlich legte auf) zeigte sich die kleine Insel Hiddensee bei Rügen von seiner gastfreundlichsten Seite.

Für uns war für den nächsten Tag bestes Wetter, 20 Knoten Wind aus West, vorhergesagt, das wollten wir unbedingt nutzen für die Überfahrt nach Bornholm. Geplant war es, um sechs Uhr abzulegen. Als der Wecker allerdings um 5:30 Uhr klingelte war uns so gar nicht nach Aufstehen zu Mute und so bedurfte es keiner großen Überzeugung doch noch ein Stündchen zu schlafen. Ob wir dann später ankommen, war uns in dem Ausgenblick egal. Und wer weiß schon was ein solch langer Tag sowieso für Veränderungen mit sich bringt… (Ich sagte glaube ich schon, wir sind ziemlich entspannt!) In der ersten Stunde sind wir durch die engen Fahrwasser von Hiddensee noch mit Motor gefahren und haben in ruhe gefrühstückt. Nach Erreichen der offenen See gab es dann nur noch genau zwei Dinge zu tun. Es musste eine ausgewogene Segelstellung gefunden werden, damit unser Windpilot die Tagesarbeit übernehmen konnte und die Windfahnensteuerung musste eingestellt werden. Danach war chillen, Musik hören,  kuscheln, lesen und aufs Meer schauen angesagt. Es entwickelte sich ein wirklich grandioser Segeltag. Kurz beschrieben, eine sehr schnelle Überfahrt für die 70 Sm in 12 Stunden. Herrlichstes Sommer-Segelwetter begleitete uns bei raumen Wind. So hätte es für mich Tage lang weiter gehen können. Wäre da nicht unser Ziel vor uns am Horizont erschienen. Wir hatten den Eindruck, dass Tosimotu Bornholm nur so entgegen fliegt. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal über 12 Stunden so konstant gute Bedingungen gehabt zu haben. Völlig entspannt und ausgeruht, wir mussten ja nicht steuern, war der Yachthafen Rönne der erste Zielhafen in Dänemark. Nach einem kurzen Abstecher in die, für unser Schiff doch zu kleinen, Hafenbecken 2 und 3, fanden wir ein ruhiges Plätzchen mit Blick auf einen mal wieder atemberaubenden Sonnenuntergang und ließen selig diesen perfekten Segeltag Revue passieren.

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