Nur einige der Namen, der Inseln, die wir in den letzten Tagen besucht haben. Wir haben uns durch die Inselwelt treiben lassen und meist Morgens entschieden wo es dann als nächstes hingehen soll. Dabei war der Wind und die Wettervorhersage für die nächsten 24 Stunden hilfreich bei der Entscheidung, welche Bucht uns Schutz bietet für die Nacht vor Anker.
Wir bewegen uns seit vielen Tagen in einer absolut spektakulären Natur, von dicht bewaldeten Schären je näher wir nach Stockholm kamen, bis hin zu zerklüfteten kaum bewachsenen Inseln. Von größeren einzelnen Inseln bis hin zu ganzen Archipele mit kleinen, ganz kleinen, winzig kleinen und einzelnen Felsen, die aus dem Wasser ragen. Tückisch sind die Felsen, die dicht unter der Wasseroberfläche schlummern. Diese sind meist nicht zu erkennen wenn sie vom Wasser nicht umspült sondern überspült werden.
Einzig allein das Wetter hat uns in den letzten Tagen für bessere Bilder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der soviel gepriesene schwedische Sommer lässt weiter auf sich warten und fordert unsere Geduld. Zeigt sich dann mal die Sonne zwischen den tiefhängenden Wolken oder den über uns hinwegziehenden Regenwolken, zücken wir die Kamera und versuchen Erinnerungen fest zu halten. Bedeckter grauer Himmel, dunkles Wasser, graue Felsen und dunkelgrüne Wälder, alles erscheint ohne Sonnenlicht in dunkelen Farben und lässt uns keine schönen Fotos machen. Da erscheinen selbst die sonst im Sonnenlicht so farbenfrohen Häuser an den Ufern triste. Auf der anderen Seite hat das den Vorteil, dass noch nicht so viel Betrieb und Trubel herrscht, obwohl hier seit Mitte Juni die Sommerferien begonnen haben. Wir wurden schon früh auf unserer Reise darauf hingewiesen, dass die Schären um Stockholm sehr voll seien und oft ab dem frühen Nachmittag kein Platz mehr zu bekommen sei. Das können wir bisher nicht bestätigen und die Warnungen trafen nicht zu. Wir waren in den meisten Buchten und Inseln alleine. Wir konnten kommen und fahren, ohne uns über einen Ankerplatz Gedanken machen zu müssen.
Zum Abschluss unserer ersten, ausgedehnten, Inseltour durch die nördliche Schärenwelt von Stockholm sind wir dann in Richtung der schwedischen Hauptstadt gefahren. Hier hatten wir uns einen Liegeplatz im Wasahamn via Internet über dockspot.se reserviert. Wir hatten gelesen, dass, dies nicht nur empfohlen wurde sondern wirklich notwendig sei, da dieser Hafen sehr gut gelegen in der Nähe der Innenstadt, im Sommer oft überfüllt sei und ohne Vorreservierung kaum ein Platz zu bekommen ist. Hier nehmen wir am 13.07. ein neues Crewmitglied in Empfang. Susi ´s jüngste Tochter Luisa besucht uns für 5 Tage.
Thomas hat mir vom ersten gemeinsamen Tag auf seinem Boot an vermittelt, dass wir Beide alle Aufgaben an Bord gleich-verantwortlich können und machen sollen, was ich ihm bis heute hoch anrechne, da er ja schließlich damals nicht wissen konnte, ob meine Geschichten auch wirklich stimmten, dass ich seit meinem 10. Lebensjahr segele, ein eigenes Segelboot habe und viele, viele Jahre und Seemeilen Erfahrungen auf den unterschiedlichsten Charterbooten ersegelt habe. Trotzdem musste ich feststellen, dass eine gewisse „Hauptverantwortungsverteilung“ an Bord gar nicht so schlecht ist. Aus diesem Grund habe ich die Verantwortung für unsere Sicherheit in erster Instanz vertrauensvoll an Thomas abgegeben, Klischee hin oder her, natürlich immer mit einem wachsamen Auge auf das was passiert und was er tut; und ohne Scheu zu sagen, wenn ich seine Entscheidungen bezweifele oder Situationen anders einschätze. Weil mich der Job der ersten Admiralin dann aber doch nicht ausreichend erfüllt, habe ich mir ein anderes, wichtiges Tätigkeitsfeld gesucht, (natürlich in der permanenten Fachdiskussion mit Thomas) nämlich die Verproviantiesierung, Lagerung und Haltbarmachung unserer Lebensmittel. Ebenso habe ich mich des Weiteren unserer möglichst lukullischen und abwechslungsreichen Verpflegung an Bord verschrieben. Auch wenn das vielleicht wieder dem gängigen Klischee entspricht, wobei ich sagen muss, dass auch Thomas ausgesprochen gut kochen kann und das an Bord auch tut, finde ich diese „ Hauptverantwortungsverteilung“ gut, sinnvoll und Früchte tragend. Ich habe zu Hause auch schon immer gerne gekocht und in der Küche experimentiert, aber trotzdem war ich eigentlich, wenn es sozial verträglich war, schon immer ein Convenience Foot Fan. Mit Lebensmitteln, deren Lagerfähigkeit und Haltbarmachung hatte ich mich bisher, dank Supermarkt um die Ecke und Kühl und Gefrierschrank, nie wirklich beschäftigen müssen. Plötzlich wurde jedoch die Praktikabilität an Bord immer wichtiger. Wir wollten ja auch dort gerne weiter genießen können, wo Infrastruktur, Beschaffungsmöglichkeiten und Kühlschrankkapazität stark eingeschränkt sind. Also war Umdenken gefordert. Ich war z.B nie der große Brotbäcker, gibt es doch überall lecker Brot, von Aldi bis zum Biobäcker, aber mangels Angebot am geliebten Ankerplatz, und um der Liebe zum Bütterchen am Morgen Willen, wird man halt erfinderisch. Dank Google bieten sich dem Backwilligen Unmengen an Rezeptmöglichkeiten. Meine, so zu sagen, fundamentale, erste Boot-Backquelle habe ich auf der Internetseite 4Reifen1Klo.de gefunden. Diese geniale Frau hat nämlich sozusagen, den Omnia Backofen zu uns an Bord gebracht. Ihr Kürbiskernbrot war mein erstes und vermutlich zwanzigstes Brot. Einfach nur genial! Die Zutaten schnell zusammen gerührt, kein lästiges „Gehenlassen“ und nach alles in allem einer knappen Stunde, hat man zum Frühstück sein mega leckeres, frisch gebackenes Brot. Irgendwann wurde ich mutiger, denn wir wollten Abwechslung. Kräuter folgten, dann verschiedene Mehlsorten, Nüsse, Früchte, selbst an mein eigenes Brotgewürz mit Anis, Fenchel, Kümmel und Koriander (hab immer noch Oberarmmuskelkater vom Mahlen im Mörser) habe ich mich herangetraut. Es gab Pizzabrot und Zwiebelbrot als Snack und sogar Apfelkuchen. Was ich damit sagen will: KAUFT EUCH DIESEN OMNIA BACKOFEN! 45 Minuten auf kleinster Flamme auf dem Gas- oder Petroleumherd und ihr seid, (solltet ihr Brot-statt Müsliliebhaber sein) egal wo ihr seid auf der Welt, Brot-glücklich! In diesem Sinne:
Seit einigen Tagen sind wir da. Da wo wir hin wollten, da wo wir verweilen wollen und da wo wir genießen wollen. Nach unseren ersten Schärenerfahrungen haben wir noch einen Zwischenstopp in Nynäshamn gemacht. Hier liefen wir Abends in einen bestens organisierten Hafen ein. Im abendlichen Sonnenlicht genossen wir noch unseren obligatorischen Anleger und wurden anschließend im Hafenbüro herzlich empfangen. Hier in Nynäshamn wollten wir am folgenden Tag ein letztes mal für die nächsten zwei Wochen unsere frischen Vorräte ergänzen, Wasser bunkern und uns Abends in einem der kleinen Restaurants am Hafen verwöhnen lassen. Für die nächsten zwei Tage versprach die Wettervorhersage noch sommerliche Temperaturen und Wind aus der richtigen Richtung, damit wir noch etwas weiter nach Norden geschoben werden konnten. Über unseren Seekarten sitzend und daneben den Schärenführer, planten wir noch zwei längere Törns bis zu unserem nördlichsten Punkt der Reise, die Insel Tjockö. Von dort aus wollen wir uns die nächsten zwei Wochen dann durch die Stockholmer Schärenwelt treiben lassen.
So ein Tagestörn durch die Schärenwelt, vorbei ein kleinen Felsen die aus dem Wasser ragen, kleine bewaldete Inseln, Inseln mit einem einzelnen Haus, eigenem Bootsanleger und einem Saunahäuschen und größere Inseln mit mehreren Häusern hinterlässt so viele Eindrücke, dass wir Abends müde sind von den vielen Erlebnissen. Manchmal kommt es mir so vor, wenn wir langsam an mehreren Häusern vorbei segeln, ruhig und nur vom plätschern des Wassers um das Boot herum begleitet, dass wir an einer Filmkulisse vorbei gleiten. Die Häuser wirken in ihren typischen Farben, rot, blau, gelb vom gleißenden klaren Sonnenlicht angestrahlt, hier und dort versteckt hinter Bäumen auf uns als wenn wir im Schlumpfenland sind. So stellen wir uns das jedenfalls vor ,-)). Wir müssen uns jetzt nur noch etwas mehr trauen, abseits der größeren Fahrtrouten zu segeln. Dann werden wir bestimmt noch viel einsamere Inseln, abgelegenere Buchten und Ankerplätze finden. Aber wir merken, das mit jedem Tag Bewegung in den Schären die Sicherheit zunimmt. Wir uns mehr zutrauen und mehr wagen ohne jedoch die navigatorische Sorgfalt außer Acht zu lassen.
Die vielen tausenden Inseln und jede davon ist anders und hat ihren eigenen Chrakter, lassen sich nicht beschreiben. Deshalb starten wir erst gar nicht den Versuch sondern lassen Bilder sprechen.
Mittsommer in Schweden! Die Mythen und Geschichten zu diesem Fest kannten wir bisher nur rudimentär. Jetzt, wo wir also endlich in Schweden angekommen waren und die neuen Batterien zuverlässig Strom lieferten, wollten wir natürlich das wichtigste Fest der Schweden, sogar wichtiger als Weihnachten, ausgiebig mitfeiern. Blumenkränze flechten, singen und mit den fröhlichen Schweden ausgelassen um den „Maibaum“ tanzen, Kötbullar und Sild essen und mit jedem Einzelnen freundschaftlich mit Schnaps auf „Mitsommar“ anstoßen….. So, oder zumindest so ähnlich hatten wir uns das ausgemalt. Dummer Weise hatten wir uns um einen Tag vertan… Es gibt nämlich Mittsommertag und Mittsommerabend… Der Mittsommertag ist jedes Jahr an dem Samstag der dem 21.06. am nächsten liegt und ein Feiertag an dem die Schweden, schenkt man bösen Zungen Glauben, wohl vor allem ausnüchtern. Das eigentliche Fest, so wie wir es erleben wollten, findet allerdings am Freitag davor, ab Mittags statt. Da waren wir hingegen gerade noch unterwegs vom Batteriewechsel in Kalmar nach Sandvik auf Öland. Als wir dann gegen 16 Uhr im Hafen von Sandvik festgemacht hatten, war der offiziell Teil schon längst vorbei und die Familien und Grüppchen zerstreuten sich in alle Richtungen, um im kleinen Kreis am Strand, am Camper, auf dem Boot oder im Garten unter sich weiter zu feiern. Hm…, dann halt nicht…, Schnaps können wir schließlich auch allein trinken und lustige Schweden werden wir sicher ein Andermal noch kennen lernen. Wir hatten trotzdem einen schönen Mittsommerabend in Schweden, ich hab mir mein Blümchenkleid angezogen, dann haben wir einen Spaziergang durch das süße, kleine Örtchen gemacht, ich habe mir auf dem Weg 7 Wildblumen gepflückt (muss man in der Mittsommernacht unter das Kopfkissen legen, dann träumt frau von ihrem Traumprinz, hat geklappt… 😉 ) und im Anschluss haben wir es uns mit allerlei Leckerchen, die wir in unseren Schapps gefunden hatten, in der Sonne im Cockpit gemütlich gemacht. Gott sei Dank hatten uns unsere Freunde Franca und Marco zum Abschied „Das kleine schwedische Schnapsliederbuch“ geschenkt. So konnten wir auch noch ein paar Trinklieder dazu trällern.
Apropos 7 Wildblumen. Ich komme ja von der Grenze Rheinland/Ruhrgebiet und wohne relativ ländlich. Ich habe mich in den letzten Jahren gewundert wo unsere Insekten und Vögel geblieben sind. Jetzt weiss ich es. Die sind in Schweden und ich kann das gut verstehen. Es gibt hier an JEDER Ecke Wildblumen aller Art und Couleur. Wunderschön anzusehen, sehr beliebt für Insekten und eben diese wieder sehr lecker für Vögel. Vielleicht sind die Schweden nicht so „ordentlich“ wie die Deutschen aber ihr Ökosystem findet das „Unkraut“ am Wegesrand und in den Gärten und öffentlichen Plätzen scheinbar ganz cool. Sollten wir mal drüber nachdenken wenn wir wieder den Fugenauskratzer oder gar das Bayer-Zeugs aus der Garage holen…
Nach diesem, anders als erwarteten aber trotzdem schönen Mittsommerabend, entschlossen wir uns am Mittag, Sandvik gen Norden zu verlassen, um Byxelkrok anzulaufen. Ein, mit vor allem grossen Motorbooten gefüllter Hafen erwartete uns. Wir suchten uns ein letztes Plätzchen an einer Heckmooring, um den Ort zu erkunden und evtl ein nettes Restaurant für den Abend zu finden. Im Hafenhandbuch hatten wir gelesen, dass dieser Ort etwas touristischer ist als Sandvik. Nach einem Spaziergang durch den belebten Hafen entlang an Restaurants, die allerdings bei Weitem nicht mit der Idylle unseres Cockpits konkurrieren konnten, fanden wir dann doch noch, etwas abseits vom Hafen, ein Hotel-Restaurant mit einer wunderschönen Meerblichk-Terrasse und typischem Mitsommer-Buffet. Also hatten wir doch noch ein wenig Schweden-Tradition mitnehmen können… Am nächsten Morgen, nach einem etwas hampeligen Ablegemanöver, weil der Wind so blöd von der Seite kam, bei dem wir aber trotzdem unser Gesicht vor den dumm guckenden Motorbootfahrern mit ihren Bugstrahlrudern wahren konnten, segelten wir die knapp 10 sm in die Naturbucht von Grankullaviken, ganz an der Nordspitze Ölands. Mit uns verbrachten dort nur drei Boote die Nacht vor Anker. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, endlich unser Digi aufzupumpen, denn der erste Landgang von einem Ankerplatz aus stand bevor. An Land offenbarte sich uns ein total verfallener, alter Fähr- und Sportschiffahrtsanleger und jede Menge Wohnmobile. Aber auch eine wunderhübsche, naturbelassene Landschaft, mit einer grossen Vogelwelt.
Nach einer sehr ruhigen Nacht vor Anker, entschieden wir am nächsten Morgen beim Frühstück, mit einem weinenden Auge, auf Grund der, für die nächsten Tage angesagten Nordostwindlage, Gotland von unserem Törnplan zu streichen. Dafür sollte es nun doch schon vorher in die Schären gehen. Wir planten für den Anfang einen 4 Stunden Trip in die Schären im nördlichen Kalmarsund und hatten uns mit Hilfe, des sehr zu empfehlenden Hamnguide, eine schnuckelige Ankerbucht, in hoffentlich purer Natur und Einsamkeit, ausgesucht. Bei der Einfahrt in die ersten Schären wurden unsere Erwartungen nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Eine wunderbare, neue Welt offenbarte sich uns mit jedem Meter, den wir tiefer in den Schärengürtel vorstießen. Meter für Meter tasteten wir uns im Schneckentempo, mit Seekarte und Plotter über die Untiefen, stets das Echolot genau im Auge. Aber alles lief perfekt. Sowohl die elektrische, als ich die Papierseekarte und natürlich der super Hamnguide 7 sind sehr genau! Unsere Ankerbucht war ein Volltreffer! Zu beiden Ufern blieben vielleicht noch 20 Meter Platz. Wir hatten wirklich das Gefühl, dass wir, seit dem Schmelzen der Gletscher vor Millionen von Jahren, die ersten Menschen sind, die hier hin kommen. Verrückt. Paddelnder Weise ging es an Land, um diese „neue Welt“ zu erkunden, um kurz nach dem Anlegen fest zu stellen, dass nach 10 Metern Laufen, kein Durchkommen mehr durch das Dickicht aus Büschen und Sträuchern war. Also auf zur nächsten Anlegemöglichkeit für unser Schlauchboot. Der zweite Versuch war dann von Erfolg gekrönt. Wir erklommen die skurrilen, runden, moosbewachsenen Felsen und hatten eine Traumblick über unsern kleinen Schärengarten. Wir waren selig! Thomas hatte später vom Schiff aus, natürlich seinen riesen Spaß, in dieser Kulisse ein paar Flüge mit seiner Drohne zu fliegen und hat wirklich eindrucksvolle Filme gemacht.
Die schwedischen Ostschären! Da wollten wir hin und da waren wir nun also angekommen und was soll ich sagen, es hätte uns wirklich nicht besser antreffen können. Alles richtig gemacht, scheinbar… 🙂 Wir sind gespannt wie es weiter geht, ihr hoffentlich auch. 😉
Vor zwei Tagen haben wir festgestellt, dass unsere Batterien über Nacht zwar kaum Kapazität verloren hatten, jedoch die Spannung nur noch bei 10,5 Volt lag. Schnell war klar, die Batterien sind defekt. Also haben wir über die Frage gebrühtet, wie sollen wir damit umgehen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir in den nächsten Wochen überwiegend die Tage und Nächte vor Anker verbringen wollen. Denn das ist das, was wir neben dem Segeln am liebsten machen. Klar können wir uns mit unseren autarken Lademöglichkeiten gut mit Elektrizität versorgen, das hilft jedoch wenig, wenn die Batterien die Spannung nicht halten. Die Entscheidung war schnell gefällt, neue Batterien müssen her. Da auf dem Weg nach Norden, Kalmar die letzte größere Stadt auf dem Festland war, suchten wir im Internet dort im Hafen einen Händler aus. Laut seiner Webseite sollte er an diesem Tag von 09 – 18 Uhr geöffnet haben. Wir also um 08 Uhr abgelegt um etwa zwei Stunden später in Kalmar zu sein. Unterwegs kam uns der Gedanke, hat der heute am 21.06 überhaupt auf? Denn hier beginnen wohl heute Mitsommerfestvorbereitungen und das ist wohl das größte Volksfest in Schweden. Sicherheitshalber riefen wir vorher an, es antwortete der Anrufbeantworter. Unsere Stimmung trübte sich. Er rief kurze Zeit später zurück und die Stimmung erhellte sich merklich als er uns mitteilte, dass er die richtigen Batterien da hätte. Er wollte jedoch, wegen des Mitsommerfestes mit seiner Familie, zügig weg. Wir verabredeten die Modalitäten und nur wenig später liefen wir in den Hafen ein wo er uns schon erwartete. Eine schnelle Kaufabwicklung, Schleppen zum Boot, Aus- und Einbau, Schleppen zum Geschäft und nur rund eine Stunde später waren wir schon wieder auf dem Weg aus dem Hafen von Kalmar. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Sandvik, dort wollen wir das morgige Mitsommerfest miterleben und freuen uns schon sehr!!
In Rønne wurden wir morgens von der strahlenden Sonne geweckt, die unsere Kabine durch die Luken mit ihren wärmenden Strahlen und hellem Licht durchflutete. Ein erster Kaffee im sonnigen Cockpit ließ unsern Tag gut beginnen. Den Vormittag hatten wir uns frei gehalten da wir uns den Ort anschauen und im Supermarkt unsere frischen Lebensmittel auffüllen wollten. Abseits des quirligen Lebens auf dem Marktplatz war Rønne fast menschenleer. Man merkt, dass wir noch in der Vorsaison unterwegs sind. Auch die Häfen sind bisher noch recht leer. Rønne machte auf uns den Eindruck noch ein wenig verschlafen zu sein. Unter einem strahlend blauen Himmel zeigte sich Rønne mit seinen vielen bunten Häusern von seiner besten Seite. Hinter jeder Straßenecke änderte sich das harmonische Farbbild der Häuser mit ihren unzähligen Stockrosen davor und wir konnten uns gar nicht satt sehen an dieser fröhlichen Farbpracht. Leider waren wir vor der Blütezeit der Stockrosen vor Ort, sonst wäre der Anblick der Schwedenhäuschen vermutlich noch schöner gewesen. Nachdem wir voller Eindrücke und voller Einkaufstüten an Bord zurück waren und unseren Einkauf verräumt hatten, legten wir ab und setzten die Segel. Wir wollten um die Nordspitze von Bornholm nach Gudhjem auf die Ostseite von Borhholm.
Da, wenn man 3 Monate zur Verfügung hat, Zeit irgendwie keine wirklich wichtige Rolle mehr spielt und wir nicht zu einem festen Zeitpunkt im Hafen sein mussten, geschweige denn wollten, ließen wir uns trotz wenig Wind aber aus der perfekten Richtung von unserer Tosimotu ganz langsam nach Gudhjem segeln. Hier kam gleichzeitig mit uns noch ein historischer Frachtsegler, ohne Motorisierung, aus den Niederlanden an. Dieser brachte für die Einheimischen eine große Ladung Wein für ihr Mittsommerfest mit. Dementsprechend freudig und überschwänglich wurde er empfangen nach dem die bestimmt 25 Meter lange Nordlys unter großem Hallo in den kleinen Hafen von Gudhjem geschleppt wurde. Wir hatten den Eindruck, der ganze Ort war am Hafen versammelt um die Ankömmlinge zu begrüßen. Es wurde zur Feier des Tages gesungen und musiziert. Vor einem Restaurant am Hafen wurde auf einem großen Platz eine lange Tafel aufgebaut, um die Weinlieferanten (eine Crew, bestehend aus ca. 10 jungen Männern und Frauen zwischen 20 und 30, wie Bootsnachbarn meinten, ein Sozialprojekt) mit einem Festmahl zu empfangen. Für uns neigte sich nach einem ausführlichen Spaziergang und einem mal wieder unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang der Tag dem Ende.
Am nächsten Tag wollten wir nur zu einem kurzen Schlag ablegen. Die Erbseninseln lagen auf unserer Route und sollten von uns nach 10 Seemeilen und dreistündiger Fahrt erreicht werden. Die Erbseninseln sind die östlichsten Inseln Dänemarks. Nach dem großen Bornholm eine so kleine Insel ohne Sraße, ohne motorbetriebene Fahrzeuge zu erleben wird sicher spannend. Lediglich mit zwei kleinen elektroberiebenen Raupenfahrzeugen wird hier auf den zwei kleinen Inselchen der notwendige Transport der ankommenden Güter über Stock und Stein organisiert. Auf diesen beiden mit wenigen Einwohnern bewohnten Inseln, die nur über eine kleine Fußgängerbrücke miteinander verbunden sind, bekommt der Begriff „das Leben entschleunigen“ noch mal eine andere Bedeutung. Ein ausgiebiger Rundgang über Inseln ließen bei uns begeisterte Eindrücke, wunderschöne Bilder, aufgenommen mit den Augen und der Kamera zurück. Wir konnten uns an dem wunderschönen Flecke Erde gar nicht satt sehen. Den Abend ließen wir dann mit Stefan und Matthias ausklingen. Die beiden Berliner hatten wir Tage zuvor schon getroffen, wir waren uns auf der Fahrt über die weite Ostsee nach Rønne begegnet und hatten auch schon in Gudhjem zusammen im Hafen gelegen. Ein kurzweiliger und sehr lustiger Abend neigte sich mit der fast wieder aufgehenden Sonne dem Ende.
Wir wollten am nächsten Tag nach Utklippan und hatten 45 Seemeilen vor uns. Nach einer kurzen Nacht, legten wir um 10 Uhr ab. Geplant hatten wir mit neun Stunden Segeltörn und es entwickelte sich ein erneuter perfekter Segeltag. Bei halbem Wind und später Amwindkurs erreichten wir gegen halb sieben eine weitere, noch viel kleinere Insel, die der Südost schwedischen Küste vorgelagert ist. Hier empfing uns der Hafenmeister mit den Worten „Schön, dass ihr da seid!“ in perfektem Deutsch. Es entwickelte sich ein ausführliches Gespräch mit Geschichten zu der Insel aber vor allen Dingen seiner eigenen Person. Klar wollten wir wissen was und warum es ihn auf solch eine einsame Insel verschlagen hat. Er sei eigentlich Renter und lebe mit seiner Frau in Spanien. Jedoch vermisste er in Spanien sehnsüchtig die schwedischen Sommer, welche ihm in Spanien eigentlich auch viel zu heiß sind. Und so wie es der Zufall will, besuchte er vor einigen Jahren seine Freunde, die auf einer der Schären bei Karlskrona ein Haus gekauft hatten und dabei kam zur Sprache, dass die Insel Utklippan derzeit unbewohnt sei und für die Sommermonate ein Hafenmeister gesucht würde. Kurzentschlossen und nach Beratung mit seiner Frau sind die beiden dann mit ihren Hunden auf die Insel gezogen. Dort bewirtschaften sie jetzt im Sommer den Hafen und auf der Südinsel betreiben die Beiden ein Café. Dort werden die Gäste bei frisch gebrühtem Kaffee, selbstgebackenem schwedischem Butterkuchen und auch gerne einem Gintonic begrüßt. Der kleine Hafen liegt auf der Nordinsel und ist mit der Südinsel nicht verbunden. Erreichbar ist das Café mit einem von drei Ruderbooten, die zur freien Verfügung stehen, gerne darf dort auch der Leuchtturm besichtigt werden.
Für uns ging es am nächsten Morgen weiter nach Norden, zu der nächsten Insel, nach Öland. 45 Seemeilen lagen vor uns bis nach Mörbylånga. Hier war nur ein Zwischenstopp geplant der von Entfernung und Zeit passt, damit wir am 21.06 nach Sandvik im Norden Ölands segeln können. Denn dort wollen wir mit den Schweden Mittsommer feiern. Wir freuen uns schon sehr und sind gespannt auf dieses Fest, viel haben wir schon darüber gelesen und gehört.
…haben wir das erste mal am Dienstag den 12.06. gemacht. Wir haben uns auf einem fremden Schiff einen Platz gebucht. Als ob wir nicht schon genügend Schiff in den letzten zwei Wochen gefahren sind. Aber wir hatten keine Lust mit der Bahn nach Rostock, unserem heutigen Ausflugsziel zu fahren. Und da wir gern noch mehr sehen wollten als nur die Stadt, haben wir bei bestem Sommerwetter gleich die Bootstour mit der großen Hafenrundfahrt gebucht. So ging die Fahrt von Warnemünde aus mit viel Tourierklärung, aber sehr aufschlussreich, nach Rostock. Dort haben wir uns dann durch die Stadt treiben lassen, denn einen richtigen Plan, was wir uns anschauen wollten hatte wir nicht. Ein zweistündiger, entspannter Rundgang gewährte uns dann jedoch viele Eindrücke von dem bunten, lebendigen Stadtleben Rostocks. Wir hatten Glück, dass an diesem Tag kein Kreuzfahrtriese in Warnemünde festgemacht hatte und mehrere tausend Reisende die Stadt überfluteten. Rostock hat uns sehr gut gefallen mit seiner Mischung aus alten, traditionellen Bauten, die sehr schön und aufwendig restauriert wurden, und moderner Architektur. Das Wasser ist in der Stadt immer präsent, wir haben selten so viele Brunnen und Wasserspielplätze in einer Stadt gesehen. Zurück ging es dann wieder mit dem Boot und dem zweiten Teil der großen Hafenrundfahrt. Zum gelungenen Tagesabschluss gab es dann in Warnemünde noch ein Eis. Zum Glück waren wir noch pünktlich zurück auf unserer Tosimotu, bevor an dem Abend eine spektakuläre Gewitterfront über uns hinweg zog. Die Blitze gingen rings um uns herum nieder und erleuchteten den Hafen taghell. Es regnete sehr heftig. So heftig, dass die großen Wassertropfen, die auf unsere Kuchenbude fielen, sich durch den frisch imprägnierten Stoff durchdrückten. Also verkrochen wir uns ins Schiffsinnere und warteten ab, bis Stunden später dann der Regen nachließ. Zu unserer großen Verwunderung mussten wir feststellen, dass unser AC Landanschluß im Schiff ausgefallen war. Die erste Reaktion: Stromausfall im Hafen durch Blitzeinschlag. Bei einem Blick nach draußen zeigte sich jedoch der Steg erleuchtet und ein Blick auf den Sicherungskasten am Steg ließ auch keinen Ausfall feststellen . Bisher war es schon mal vorgekommen, dass die Überlastsicherung am Trenntrafo herausgesprungen war. Diese Ursache war dann immer schnell behoben. Jetzt zeigte sich jedoch, die Sicherung war nicht rausgesprungen, die Kontrollleuchte war am Trenntrafo aber erloschen. Zusätzlich war die Kontrollleuchte der Bordstromversorgung ebenfalls aus und die Eingangsleuchte am Trenntrafo war an. Jetzt war guter Rat teuer denn wir wollten am nächsten Tag nach Barhöft und dann weiter über Hiddensee nach Bornholm segeln. Aber ohne funktionierende Landstromversorgung? Wir stellten uns die Frage, ob wir diese Angelegenheit unterwegs regeln können. Die Antwort blieben wir uns allerdings erst mal schuldig und gingen in unsere Koje, denn wir hatten entschieden, dass wir am nächsten Morgen um 4 Uhr los wollten. Die Windvorhersage versprach West 3 – 4 Bft, gegen Mittag von Westen her abnehmend. Für uns eine ideale Konstellation für die rund 50 Sm, um um Darßer Ort herum, nach Barhöft zu segeln. Und das Thema defekter Landanschluß bzw. Trenntrafo konnten wir sicherlich auch unterwegs angehen und die notwendigen Telefonate dazu führen. Also ging es dann am Donnerstag, den 13.06. um vier Uhr los, dem Sonnenaufgang entgegen. Gefrühstücket wurde unterwegs, so wie wir es schon häufiger gemacht hatten wenn wir zu früher Morgenstunde abgelegt hatten. Der Tag verlief dann jedoch zu unserem Leidwesen anders als geplant und vorhergesagt. Es war nach der Gewitterfront vom Vorabend von dem angekündigten Wind nichts übrig geblieben. Lediglich eine unangenehme Dühnung begleitete uns und die Segel schlugen heftig in den Rollbewegungen des Schiffes. So blieb uns nichts Anderes übrig, als den Motor zu starten, die Segel wieder zu bergen und die Fahrt unter nicht segelerischen Bedingungen zu starten. Ausgehen sollte der Motor dann erst wieder rund neun Stunden später im Hafen Barhöft. Wir waren angekommen aber zufrieden waren wir nicht so richtig. Und in der Angelegenheit Trenntrafo waren wir auch nicht weiter gekommen. Wir hatten den ganzen Tag kein Handynetz (klar, wir waren ja auch in Deutschland unterwegs…) und so scheiterte jede Kontaktaufnahme und jeder Klärungsversuch zur Fehlerlokalisierung. Aber gut, das Ding läuft uns ja nicht weg, repariert sich zwar auch nicht von selbst aber ob heute oder morgen ist nicht entscheidend. An dieser Stelle wurde plötzlich eines klar: Wir sind angekommen! Wir sind entspannt, wir haben die Langsamkeit entdeckt und stellen gerade fest, dass uns so ein defektes Teil nicht aus der Ruhe bringt. Das wäre vor zwei Wochen noch ganz anders gewesen, da hätte sicherlich erst die Instandsetzung vor der Weiterfahrt gestanden.
Für den Nachmittag und Abend hatten wir uns mit unseren Freunden Doro und Götz in Barhöft verabredet. Geplant war, dass sie ebenfalls mit ihrem Schiff zu uns gesegelt kommen. Aber ihr defekter Kühlschrank, bzw. ein fehlendes Ersatzteil, hinderte sie an der Weiterfahrt. Ein funktionierender Kühlschrank ist, zumindest für jeden Segler den wir kennen, wegen des unbedingt einzunehmenden, eisgekühlten Anleger-Getränkes, überlebenswichtig. So kamen sie kurz entschlossen mit dem Auto nach Barhöft, wo wir erst bei uns an Bord und später im Restaurant Seeblick, welches direkt am Hafen liegt, einen sehr lustigen Nachmittag und Abend verbrachten. Spät sind wir dann in unsere Kojen gefallen, nicht aber ohne uns vorher mit den Beiden noch für den übernächsten Tag in Kloster auf Hiddensee zu verabreden um dort unsere „tiefschürfenden Gespräche“ fortzusetzen.
Aber, ach ja, da war ja noch was, erinnerte ich mich Freitag Morgen an den den nicht funktionierenden Trenntrafo… Manchmal lassen sich allerdings, zunächst unüberwindbar scheinende Probleme, mit einigen e-Mails, Telefonaten und gemailten Bildern dann doch sehr zügig lösen. Mit Hilfe eines sehr kompetenten Mitarbeiters der Firma Philippi, war schnell geklärt, dass der Einschaltstrombegrenzer defekt war. (Tatsächlich, sowas haben wir…?!?) Dieser konnte jedoch leicht überbrückt und der Trenntrafo wieder eingebaut werden. Jetzt verichtet er wieder seine treuen Dienste und schützt unser Stahlschiff vor ungewollter galvanischer Korrosion. Eine neue Platine werden wir dann nach unserer Reise einsetzten.
Mittags machten wir uns dann auf den Weg nach Kloster auf Hiddensee. Ein herrlicher Sommer-Sonnentag begleitete uns. Nur mit Kutterfock ließen wir uns von dem ganz leichten Wind bei zwei Knoten Geschwindigeit durch die engen Fahrwasser zu unserem Ziel ziehen. Susi nahm während der Fahrt ihr erstes Bad im Meer für dieses Jahr. Das Gefühl von „Endlich Sommer“ konnte man sehr deutlich in ihrem Gesicht ablesen. Abends gab´s dann zur Abwechslung mal wieder ein Gewitter. Nach einer ausgiebigen Nachtruhe und einem späten Frühstück trafen dann erneut unsere Freunde ein. Sie waren morgens früh in Stralsund los gesegelt, um den Tag mit uns in Kloster zu verbringen. Auch sie haben Urlaub und könnten den Tag etwas langsamer und gemütlicher angehen. Extra für uns so früh aufstehen ist ihnen hoch anzurechnen. Ein wundervoller Tag auf der Insel Hiddensee klang dann Abends bei einem „Kapitänsabend“ in Hafen von Koster aus. Unsere Kombüse bleib an dem Abend kalt denn bei Steak, Bratwurst, Bier, Live Musik und anschließender Disco (der Bürgermeister höchst persönlich legte auf) zeigte sich die kleine Insel Hiddensee bei Rügen von seiner gastfreundlichsten Seite.
Für uns war für den nächsten Tag bestes Wetter, 20 Knoten Wind aus West, vorhergesagt, das wollten wir unbedingt nutzen für die Überfahrt nach Bornholm. Geplant war es, um sechs Uhr abzulegen. Als der Wecker allerdings um 5:30 Uhr klingelte war uns so gar nicht nach Aufstehen zu Mute und so bedurfte es keiner großen Überzeugung doch noch ein Stündchen zu schlafen. Ob wir dann später ankommen, war uns in dem Ausgenblick egal. Und wer weiß schon was ein solch langer Tag sowieso für Veränderungen mit sich bringt… (Ich sagte glaube ich schon, wir sind ziemlich entspannt!) In der ersten Stunde sind wir durch die engen Fahrwasser von Hiddensee noch mit Motor gefahren und haben in ruhe gefrühstückt. Nach Erreichen der offenen See gab es dann nur noch genau zwei Dinge zu tun. Es musste eine ausgewogene Segelstellung gefunden werden, damit unser Windpilot die Tagesarbeit übernehmen konnte und die Windfahnensteuerung musste eingestellt werden. Danach war chillen, Musik hören, kuscheln, lesen und aufs Meer schauen angesagt. Es entwickelte sich ein wirklich grandioser Segeltag. Kurz beschrieben, eine sehr schnelle Überfahrt für die 70 Sm in 12 Stunden. Herrlichstes Sommer-Segelwetter begleitete uns bei raumen Wind. So hätte es für mich Tage lang weiter gehen können. Wäre da nicht unser Ziel vor uns am Horizont erschienen. Wir hatten den Eindruck, dass Tosimotu Bornholm nur so entgegen fliegt. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal über 12 Stunden so konstant gute Bedingungen gehabt zu haben. Völlig entspannt und ausgeruht, wir mussten ja nicht steuern, war der Yachthafen Rönne der erste Zielhafen in Dänemark. Nach einem kurzen Abstecher in die, für unser Schiff doch zu kleinen, Hafenbecken 2 und 3, fanden wir ein ruhiges Plätzchen mit Blick auf einen mal wieder atemberaubenden Sonnenuntergang und ließen selig diesen perfekten Segeltag Revue passieren.
Schon länger geplant war, dass über Pfingsten ein neues Crewmitglied einige Tage mit uns segeln wollte. Swantje, Thomas älteste Tochter, sollte am Freitag Abend in Lübeck zu uns aufs Schiff kommen. Nach dem „spannenden“ Nordostseekanal haben wir einen Tag und eine Nacht in Laboe verbracht. Eine sehr gepflegte Marina und ein hübscher, kleiner Touri-Ort erwartete uns dort, der uns überraschend gut gefallen hat. Am nächsten Vormittag ging es dann bei bestem Wetter, 3 Bft und 22 Grad, die ganze Tour im T-Shirt, 9 Stunden für 36 sm, eigentlich nach Orth auf Fehmarn aber wegen des, für die Nacht angekündigten Südost Windes, der für das Liegen dort vor Anker sehr unangenehm gewesen wäre, entschieden wir uns kurzfristig statt dessen in einer Bucht vor Heiligen Hafen zu ankern, was sich als genau richtig herausstellte. Nach einer ruhigen Nacht ging es um 9 Uhr los mit Ziel Travemünde. Auf dem Weg dort hin passierten wir die Fehmarnsund Brücke und wurden, nach einem anfänglich sehr entspannten, hochsommerlichen Segeltag mit höchstens 3 Bft, dann leider voll von einer Gewitterfront erwischt. In wenigen Minuten machte der Wind eine 180 Grad Drehung die satte 40 Knoten Wind (8Bft) mit sich brachte, begleitet von sintflutartigem Regen. Wir hatten das Glück, dass wir entgegen der Zugrichtung der Front segelten, so dass der Spuck nach rund einer halben Stunde vorbei war. Der Wind blieb jedoch. Nach gut 8 Stunden und wieder 36 sm machten wir, nachdem wir der „Passat“ noch gewunken hatten, gegen 17 Uhr, trotz ordentlich Wind, erfolgreich an zwei Heckdalben (was wir mit unserer Tosimotu ja bisher noch nicht so oft geübt haben) in der Böbs-Marina fest. Abends haben wir, extra für unseren hohen Besuch, in den fußläufig vom Hafen (ca 10-15 Minuten) entfernten Rewe- und Aldimärkten noch die frischen Vorräte aufgefüllt. Nach Ausschlafen und ausgiebigem Frühstück mit Brötchen, Rührei mit Speck und Allem drum und dran, ging es dann für 3,20 € pro Person vom fußläufig 10 Minuten entfernten Bahnnhof „Travemünde Hafen“ in ca. 30 Minuten zum Lübecker HBF. Bis zum frühen Abend liessen wir uns bei bestem Wetter treiben und genossen das quirlige Lübeck, bis wir gegen 18 Uhr Swantje am Bahnhof in Empfang nahmen. Gemeinsam haben wir dann noch Freunde in Lübeck besucht. Anke und Matthias betreiben im Süden von Lübeck an der Trave, wunderbar idyllisch gelegen und mit Sonne auf der Terrasse bis zum Untergang, ein schwimmendes Restaurant Namens „De Lübsche Schut“. Können wir nur empfehlen, sehr leckeres Essen und der Wirt immer mit einen lockeren Spruch auf den Lippen.
In den folgenden Tagen haben wir mit Swantje eine super entspannte Zeit verlebt, viel erzählt und gelacht. In Kühlungsborn verbrachten wir die nächste Nacht. Ein sehr lebhafter Hafen empfing uns nach nur gut 6 Stunden Fahrt für 37 sm bei traumhaftem Sommerwetter. Die Hafenpromenade war voller Menschen die gechillt der Livemusik lauschten. Bis spät Abends genossen wir die gemeinsame Zeit bei Wein und der untergehenden Sonne. Am folgenden Tag war dann Sommersegeln angesagt. Swantje ließ es sich nicht nehmen zeitweise das Kommando zu übernehmen, ausgiebig zu steuern und man sah ihr an, dass sie das Segeln sehr genossen hat. Abends haben wir mit viel Glück im Yachthafen Warnemünde einen Platz im Päckchen ergattert. Da die Stege im Hafen zur Zeit erneuert werden, konnten wir auch nur bis maximal Dienstag 8 Uhr bleiben, da dann die Arbeiten weiter gingen. Wir wollten aber gerne im Ort liegen und nicht in der Marina Hohe Düne, denn von dort aus muss man immer mit der Fähre in den Ort übersetzen und wir wollten ja mit unserem Gast schließlich „mitten drin“ liegen. Warnemünde ist ein, durch die vielen Kreuzfahrtschiffe, die hier täglich an und ablegen, vor allem an der Hafenpromenade, sehr überlaufener Ort. Im Yachthafen bekommt man davon allerdings wenig mit, obwohl man so nah dran ist. Zum Abschluss haben wir für unseren Gast dann noch den Grill angeworfen und so den letzten Abend ausklingen lassen. Wir waren schon ein wenig traurig als wir Swantje heute Mittag dann am Bahnhof Warnemünde verabschiedet haben.
Der Weg nach Kiel am 03.06.2019 ist schnell und kurz erzählt. Cuxhaven, Schleuse Brunsbüttel, 10 Stunden Motorfahrt (langweilig muss aber sein), Kiel abends, nur eine Schleuse in Betrieb, Schleusung in die Ostsee am 04.06.19.
Zuvor hatten wir aber am 03.06 noch ein super nettes Pärchen kennengelernt. Schweden die auf ihrer Rückreise von einem 6 jährigem Portugal, Madeira und Azoren Tripp waren. Sie hatten alles verkauft waren vor auf´s Schiff gezogen um dann nach Süden zu starten. Dabei viele tolle Erlebnisse gehabt und hatten viel zu erzählen. Jetzt sind sie auf dem Rückweg nach Schweden, haben sich eine kleine Wohnung gekauft (1 Zimmer), ein Schiff ist ja auch nicht größer und wollen erstmal an Land sesshaft werden. Am nächsten Tag sind wir dann gemeinsam gestartet und haben auch die Fahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal gemeinsam bestritten.
Während so einer langweiligen Kanalfahrt bleibt einem viel Zeit für alles Mögliche. Dazu gehört auch die Nutzung digitaler Medien. Das aber war im NOK gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Es hat schon bei uns zur Verwunderung geführt, dass wir uns in der „meistbefahrenen Wasserstraße der Welt“ bewegen (Zitat von der Internetseite des NOK), und weitestgehends kein Handy Empfang hatten. DIGITALISIERUNG soll groß geschrieben werden, Deutschland zukunftsfähig gemacht werden, jedoch haben wir die Erkenntnis bekommen, das da noch sehr viel zu tun ist. Naja die Stunden sind dann auch mit Lesen und Hörbuch hören vergangen. ;-)) (Das musste ich jetzt mal los werden)
Heute Morgen sind wir um 09:10 nach 256 Seemeilen und 49,5 Stunden in Cuxhaven beim SVC eingelaufen.
Der Törn war zweigeteilt. Der erste Teil war entspanntes Raumschotsegeln und den zweiten Streckenabschnitt haben wir unter Motor erfahren. Aber der Reihe nach.
In den Tagen vor unserem ersten, großen Streckenabschnitt beobachteten wir das Wetter in den unterschiedlichsten Vorhersagen. Nach einem Frühjahr mit wochenlangen Ost- und Nordwind, den wir nicht gebrauchen konnten, zeichnete sich eine grundlegende Änderung der Wetterlage ab. Wir wollten von Stellendam, der Schleusenausgang vom Haringvliet in die Nordsee, dann die holländische Küste entlang nach Norden und weiter entlang der West- und Ostfrisischen Inseln in die Elbe nach Cuxhaven. Einen guten Plan hatten wir uns zurecht gelegt und für die Gesamtstrecke 50 Stunden veranschlagt.
Los gehen sollte es am 31 Mai gegen 08:00 Uhr in Stellendam, Ankunft war dann für den Vormittag am 02. Juni in Cuxhaven geplant. Und sollte uns zwischendurch der Wind nicht hold sein, egal, wir hatten hinten heraus genügend Zeit. Aber zurück zu den Wettervorhersagen.
Die Meteorologen waren sich nicht einig, es waren alle Windrichtungen im Angebot, dazu passte dann auch das ebenfalls in Zeit und Stärke Uneinigkeit herrschte. Also was tun? Eine alternative Route quer durch die Niederlande nehmen oder weiter positiv Denken und hoffen, es wird schon werden denn „geduldiger Skipper hat immer guten Wind“. Wir entschieden uns für das Letztere und hofften auf eine Wettervorhersage die genau unseren Plan unterstützte. In den letzten beiden Jahren hatten wir uns schon häufiger den Vorhersagemodellen von Windy bedient und damit positive Erfahrung gesammelt. Die Vorhersagen konkretisierten sich von Tag zu Tag und die anderen Vorhersagemodelle passten sich immer mehr denen von Windy an. Nach Ende des Törns kann ich sagen, die Vorhersagen sind zu 100% in Richtung und Stärke des Windes und allen angekündigten Veränderungen eingetroffen. Klasse Windy!
Los ging es dann am Freitag 31. Mai um 8:40 Uhr. Susi hatte für den langen Törn am Abend vorher noch ihren super leckeren, pikanten Nudelsalat vorbereitet und wir hatten noch Reste von unserer Abschiedsfeier mit Familie und Freunden, denn auf der Nordsee kochen gestaltet sich erfahrungsgemäß schwierig. Zunächst ging es von Stellendam durch das Fahrwasser zur Nordsee, dort war Segel setzten angesagt. Nach zwei Stunden erreichten wir das Fahrwasser Maasgeul, über das die Großschiffahrt in den Europort Rotterdam ein- und ausläuft. Der Anmeldung über Funk zum Queren des Fahrwassers folgte die Aufforderung, noch zwei einlaufenden Schiffen Wegerecht zu lassen um anschließend nach Norden das Fahrwasser passieren zu können.
Hier wollten wir das erste Mal unsere neue Windfahnensteuerung Pacific von Windpilot in Betrieb nehmen. Idealerweise sollte sie uns steuern bis zur Einfahrt in die Elbe. Wir wären ungebunden, konnten anderen Dingen nachgehen oder einfach nur die Seele baumeln lassen, auf´s Wasser schauen und den Gedanken freien Lauf lassen. Wir hatten uns nach intensiver Recherche und mehreren intensiven Telefonaten mit Peter Förthmann für dessen Anlage entschieden. Peter Förthmann hatte uns speziell für unseren Schiffstyp noch einige Modifizierungen empfohlen. Gefühlt waren es wenige Minuten und einige Handgriffe und die Pacific übernahm das Steuern. In den ersten 24 Stunden hätten wir überhaupt nicht eingreifen müssen, hätten wir nicht verschiedene Windparks und Ankerfelder der Großschifffahrt vor der niederländischen Küste umfahren müssen. Die Pacific arbeitet zuverlässig, geräuschlos, ohne Wiederworte ;-)) und ist super leicht zu bedienen,9 dank der Empfehlungen von Peter Förthmann. Danke für diese Unterstützung. Wir können die Anlage guten Gewissens weiter empfehlen und werden das auch tun, aus voller Überzeugung.
Wir hatten uns für die erste Nacht einen Wachrythmus von drei Stunden ab 21 Uhr vorgenommen. So hatte jeder von uns bis zum Morgen zwei mal Wache und zwei mal Schlafenszeit. Susi übernahm die erste Wache. Sie hatte sich dick eingemummelt und wollte, ausgestattet mit einem Hörbuch, in die untergehende Sonne und die hereinbrechende Nacht hinein segeln. Ich konnte mich derweil schlafen legen. Es ist schon ein tolles Gefühl wenn du weist, dein Partner verfügt über ähnlich viel Erfahrung, Wissen und Voraussicht. Dies ließ mich beruhigt einschlafen. Wir hatten uns gegenseitig versprochen, dass niemand von uns Nachts alleine das Cockpit verlässt um irgendetwas an Deck zu machen.
Geweckt wurde ich dann erst um 1:00 Uhr. Es sei so super gelaufen und sie sei auch noch nicht müde gewesen. Das konnte ich nach meiner anschließenden Wache bestätigen. Die vier Stunden waren kurzweilig. Hier im Norden wir es zu dieser Jahreszeit gar nicht so richtig dunkel, auch nicht bei Neumond. Außer dem erkennt man Nachts durch die Beleuchtung Seezeichen und andere Schiffe wesentlich besser als Tags.
Langsam wich die Nacht dem Farbenspiel der aufgehenden Sonne. Dem Sonnenaufgang entgegen zu segeln ließ uns nicht mehr schlafen so eindrucksvoll war dies Schauspiel. Erst später konnten wir abwechselnd den zu wenigen Schlaf nachholen. Die Zeit verliert an Bedeutung, man lebt viel mehr nach seinen Bedürfnissen als nach der Uhr. E ist egal, wenn erst mittags gefrühstückt wir.
Windy hatte für den zweiten Tag nachmittags abnehmende Winde von 20 Kn bis auf 4 Kn vorhergesagt. Hätten wir nicht gebraucht, wären lieber weiter gesegelt. Aber die Vorhersagen stimmten zu 100% und gegen 15 Uhr war der Wind eingeschlafen. Die See bekam eine ölige Oberfläche und so begann der zweite Streckenabschnitt unter Motor. Der sollte dann erst wieder in Cuxhaven ausgemacht werden. Entsprechend der Vorhersage war nachts kein Wind vorhergesagt und der anschließende Vormittag sollte schwach windig bleiben.
Einzig allein die Fahrt über die Elbe bis Cuxhaven bescherte uns bei ablaufender Flut noch kräftig Gegenstrom. Die Alternative wäre gewesen vor der Einfahrt in die Elbe zu ankern und die Kenterung des Stroms abzuwarten. Wir entschieden uns jedoch dagegen und ließen den Motor weiter laufen. Unter Motor ein Segelboot zu fahren ist halt unspannend und was gibt es davon schon zu berichten außer einer ständigen monotonen Geräuschkulisse?
Wir hatten unser erstes Ziel erreicht, holten noch ein wenig Schlaf nach, räumten das Schiff auf und genossen einen wunderbaren Sommertag in Cuxhaven. Morgen geht es um 10 Uhr weiter die Elbe hoch, dann mit der mitlaufenden Strömung nach Brunsbüttel, um dann durch den Nord Ostsee Kanal nach Kiel zu fahren.
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